: walser und reich-ranicki
Gespanntes Verhältnis
Das Verhältnis zwischen dem Schriftsteller Martin Walser und dem Kritiker Marcel Reich-Ranicki gilt seit langem als gespannt. Reich-Ranicki hat mehrere Bücher Walsers verrissen. In dem von Reich-Ranicki vorgeschlagenen Literaturkanon kommt kein Werk Walsers vor. „Unmenschlich gelitten“ hat Reich-Ranicki, der selbst als Jude das Warschauer Getto trotz der Verfolgung durch die Nazis überlebte, nach eigenen Worten bei der Lektüre von Walsers Roman „Ein springender Brunnen“. Der Autor schildert darin seine Kindheitserfahrungen während des Nationalsozialismus, ohne den Massenmord an den Juden zu erwähnen. Als Walser 1998 wegen Äußerungen bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels massive Vorwürfe einstecken musste, verteidigte Reich-Ranicki ihn jedoch. In seiner Dankesrede hatte Walser von einer „Instrumentalisierung von Auschwitz zu anderen Zwecken“ gesprochen. „Auschwitz eignet sich nie dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung.“ Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, nannte Walser einen „geistigen Brandstiftter“. D PA
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