: Die Geister, die Möllemann rief
Von den „Republikanern“ bis zur DVU: Die Attacken des FDP-Bundesvize auf den Zentralrat der Juden finden im rechtsextremen Spektrum breite Zustimmung. Die „National-Zeitung“ lobt „Mölli, den Volkstribun“. Auch die NPD fühlt sich wieder im Aufwind
von DANIEL KILPERT
Auch wenn er es angeblich selbst nicht wahrhaben möchte: Auf unverhohlene Begeisterung stößt FDP-Vize Jürgen Möllemann mit seiner Politik zurzeit vor allem bei Rechtsextremen.
„Republikaner stärken Möllemann den Rücken“, heißt es in einer Pressemitteilung. Ähnlich wie Möllemann schimpft ihr Bundesvorsitzender Rolf Schlierer darin über den stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Michel Friedman: „Mit seinen unablässigen Hetzreden trägt er zum Aufkommen antisemitischer Tendenzen bei.“ Dem FDP-Politiker rät er kumpelhaft: „Möllemann, bleibe hart!“ Weiter schreibt Schlierer, dass es den „Republikanern“ „dank des Tabubruchs von Möllemann“ künftig sehr viel leichter fallen werde, „ihre Mitglieder und Anhänger gegen den unberechtigten Extremismus-Vorwurf in Schutz zu nehmen“. Fazit: Möllemann habe sich „zwar keine Verdienste um die FDP, dafür aber um so mehr um die Republikaner erworben“.
Auch die DVU ist voll des Lobes für den FDP-Vize und meint, er habe „mit seinen Äußerungen offenbar zum Ausdruck gebracht, was große Teile des deutschen Volkes denken, doch kaum zu sagen wagen“. Freudig wird Möllemann in den Kreis der „national- und rechtsliberalen Politiker in der deutschen Geschichte“ aufgenommen, in deren „nationalfreiheitlicher Tradition“ die DVU sich sehe. Die parteieigene National-Zeitung fragt: „Wie mächtig sind Juden?“ und zitiert Umfragen, aus denen „bekannt“ sei, „dass erhebliche Prozentsätze den ‚jüdischen Einfluss‘ für ‚zu groß‘ halten“.
„Mölli, der Volkstribun“, lobt das DVU-Blatt, habe sich „getraut, als Sprachrohr einer Mehrheit aufzutreten, die sich bezeichnenderweise aus Angst zum Schweigen verdammt fühlt. (…) Endlich hat’s mal jemand ausgesprochen!“
Der NPD-Parteivorstand lobt Möllemanns „deutliche Worte“ über Israels „offenen Krieg gegen die Palästinenser“. Nach den Pannen im Verbotsverfahren fühlt sich die NPD nun erneut im Aufwind: Unter ausdrücklichem Bezug auf die Möllemann-Karsli-Affäre wird behauptet, dass die NPD zusehends die öffentliche Debatte bestimmen würde.
Das neonazistische „Radio Freiheit“ meint auf seiner Internet-Homepage, man müsse Möllemann sehr dankbar sein, „dass er das Selbstverständliche aber Unaussprechliche sagte. (…) Die Angst scheint zu schwinden, bestimmte Dinge beim Namen zu nennen. Damit wird der Wahrheit aber eine Gasse geschlagen, auch wenn erwartungsgemäß die FDP wieder umgefallen ist und Jamal Karsli seinen Aufnahmeantrag zurücknehmen musste. Die Diktatur der Friedmän(n)er geht zu Ende.“
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