: A 281: Baubeginn nach 22 Jahren
Hattig, Wischer und Bodewig legen Grundstein / Neue Hoffnung für Seehausen / DorfbewohnerInnen protestieren mit Schilderwald
Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) hätte am liebsten „Freibier für alle“ verteilt. Nach rund 22 Jahren Planung und Diskussionen war es gestern so weit: Die Grundsteinlegung für den zweiten Bauabschnitt der A 281 konnte stattfinden.
Auch Bau- und Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD) freute sich „ganz tüchtig“. Pünktlich zum Geburtstag des Wirtschaftssenators stopften die beiden gemeinsam mit Bundesverkehrminister Kurt Bodewig (SPD) „Dokumente der Zeitgeschichte“ in ein Kupferrohr, das im Grundstein verschwand.
Damit tritt die Bremer Autobahnumkringelung in eine neue Phase ein: Nachdem der erste Bauabschnitt nördlich der Weser schon seit 1995 existiert, soll jetzt der 3,3 Kilometer lange zweite Bauabschnitt zwischen Wartumer Heerstraße und Neuenlander Ring ein weiterer Schritt in Richtung weniger Durchgangsverkehr in der Innenstadt sein. Außerdem bekommt das Güterverkehrszentrum (GVZ) eine LKW-taugliche Anbindung. Hattig: „Wir haben ein modernes GVZ, aber wir haben mittelalterliche Wanderwege, um dahin zu kommen.“ Insgesamt 230 Millionen Euro soll dieser Straßenabschnitt kosten. Von denen trägt der Bund etwa 160 Millionen Euro. Für das Gesamtprojekt veranschlagen Bund und Land rund 900 Millionen Euro. 2010 soll der Ring um Bremen geschlossen sein.
Einen „Fortschritt in Sachen Stadtentwicklung und Umweltschutz“, sah Wischer etwa für die Neuenlander Straße. Und Bodewig prophezeite: „Wenn die Autobahn da ist, heißt das statt 40.000 nur noch 10.000 Kfz täglich.“ Der Bund unterstütze „gerne Projekte, die den Standort stärken und den Menschen nützen“, sagte der Minister.
Ob dieses Autobahnprojekt „den Menschen nützt“, das muss sich für die rund 150 angereisten SeehausenerInnen noch zeigen. Sie fürchten, dass die A 281, wenn sie auf Höhe ihres Dorfes die Weser per Brücke quert, den Ort zerschneidet (die taz berichtete). Proteste bei Verkehrsgroßprojekten offensichtlich gewöhnt, begrüßte Bundes-Bodewig höflich auch „die BürgerInnen, die hier zusätzliche Aspekte einbringen wollen“.
Ignorieren konnte er den regelrechten Schilderwald, der ihm fast vollständig die Sicht auf den Rest der anwesenden Presse und Honoratioren versperrte, schließlich nicht. Vor allem Kinder wedelten mit Sprüchen vor seiner Nase herum: „Steht erst mal die Brücke, findet die Sonne keine Lücke“ oder „Kühe, Hühner, Azaleen, wir wollen keine Brücke sehen“, stand da zu lesen.
Für diese Sorgen hatte Senatorin Wischer besänftigende Worte parat: „Die Argumente der Seehausener sollen deutliches Gewicht bekommen.“ Deutlicher war ihr Kollege Hattig: „Das Gutachten in dieser Frage tendiert zum Tunnel. Und ich kann mich dem nur anschließen.“
Der Bundesminister gab sich da deutlich zurückhaltender: Ein Tunnel könnte geschätzt 50 Millionen Euro teurer werden. Er aber sei verpflichtet, „Steuergelder effizient einzusetzen“. Deshalb sehe er den Bremer Wirtschaftssenator als denjenigen, der „ordentlich Geld in die Hand nehmen“ soll. „Das Land will sich da doch engagieren.“ Ulrike Bendrat
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