: Die Seniorendemokraten
Hamburgs SPD will sich jetzt um Menschen jenseits der 50 kümmern und hat ganz viele tolle Ideen, an die sie zu ihrer Regierungszeit nicht zu denken gewagt hätte
„Wir sind nah an den alten Menschen dran“, versicherte Hamburgs SPD-Parteichef Olaf Scholz am Sonnabend nach Beendigung des Themenparteitages „Älterwerden in der Metropole“. Denn schließlich, so führte er zur Begründung an, „ist fast ein Drittel unserer Mitglieder über 60 Jahre alt“. Ein Umstand, der den Verdacht nahe legen könnte, die etwa 15.000 Hamburger Sozialdemokraten hätten ein Nachwuchsproblem. Diesem nachzuspüren war jedoch nicht das Thema des Wochenendes im Bürgerhaus Wilhelmsburg, auf dem die SPD fleißig darum bemüht war, für Menschen jenseits der 50 Attraktivität zu entwickeln.
Mehr als 50 „Arbeitsaufträge“ erteilte die Tagung an Partei und Fraktion. So sollen sich beide etwa für eine Ausweitung des Bildungsangebotes für Senioren und ältere Arbeitnehmer einsetzen oder durch Ausweitung des Senioren-Tickets im HVV für eine größere Mobilität sorgen. Zudem sollen in den Stadtteilen „Sicherheitskonferenzen für Senioren“ veranstaltet werden, bei der Suche nach Lösungen seien die Menschen im Stadtteil einzubeziehen, so die Vorgabe: „Politik nicht ohne unsere älteren Mitbürger“ lautet nämlich die neuentdeckte Devise der Hamburger Seniorendemokraten.
Zuvor hatten die Delegierten in sieben Arbeitsgruppen die Situation älterer Menschen in Hamburg diskutiert und ganz viele konkrete Forderungen erarbeitet, an die niemand denken mochte, solange die SPD noch in dieser Stadt regierte. So seien Voraussetzungen zu schaffen, um älteren Menschen den Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln zu ermöglichen. Auch eine verstärkte Förderung generationsübergreifender Wohnprojekte fanden alle toll.
Auch müssten Sozialberatungsangebote erweitert und Altentagesstätten „flächendeckend“ erhalten bleiben. Heftig kritisiert wurden Pläne des Rechts-Senats zur Privatisierung des Landesbetriebs Pflegen und Wohnen. Dadurch drohe eine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Pflege- und Hilfsbedürftigen.
Bis Februar nächsten Jahres soll nun der Parteivorstand ein umfangreiches Konzept „Senioren in Hamburg“ erarbeiten.
SVEN-MICHAEL VEIT
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