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Prognosen mehr als erfüllt

Investoren gewinnen durch Energieeinsparung: Freiburger Eco-Watt schüttet 6 Prozent Rendite aus. Weitere Vorhaben sollen in den nächsten Monaten anlaufen

Energiesparen schlägt alle Aktienindizes. Wer vor zwei Jahren sein Geld in das Freiburger Schulprojekt Eco-Watt investierte, erzielte im vergangenen Jahr eine Rendite von 6 Prozent. Damit belegt das Unternehmen des langjährigen Öko-Instituts-Mitarbeiters Dieter Seifried in der Praxis, was in der Theorie längst bekannt ist: Mit Energiesparen lässt sich Geld verdienen.

Das Projekt funktioniert folgendermaßen: Die Eco-Watt GmbH & Co KG, die von rund hundert Gesellschaftern getragen wird, investierte 280.000 Euro in die Sanierung der Freiburger Staudinger-Gesamtschule, einen Bau aus den 70er-Jahren. Mit dem Geld wurden Heizung und Lüftungsanlage auf den neuesten Stand gebracht, Sonnenkollektoren installiert und Beleuchtung sowie Sanitäranlagen modernisiert. Die Stadt Freiburg spart seither Kosten durch geringeren Energie- und Wasserverbrauch und zahlt das eingesparte Geld für einen Zeitraum von acht Jahren vertragsgemäß an die Investoren aus.

Nachdem nun die zweite Jahresabrechnung vorliegt, wird deutlich, dass die Erfolge noch viel größer sind als in allen Kalkulationen angenommen. Mit jährlichen Einsparungen von etwa 60.000 Euro hatte Initiator Seifried bei Projektbeginn gerechnet, nun kann er für das vergangene Jahr gar 94.000 Euro verbuchen. Denn die Investitionen zeitigen erhebliche Wirkung: Der Stromverbrauch wurde um 25 Prozent verringert (entsprechend 200.000 Kilowattstunden), der Wärmeverbrauch um 29 Prozent reduziert (entsprechend einem Äquivalent von 60.000 Liter Heizöl) und der Wasserverbrauch gar um 72 Prozent gemindert. Durch Lastmanagement konnte die Eco-Watt zudem auch die Bezugsspitzen des Stroms um 100 Kilowatt senken – auch das ist ein Erfolg, der bares Geld wert ist.

Die Investoren – überwiegend Lehrer der Schule, Eltern von Schülern und andere engagierte Bürger der Region – erhalten in diesen Wochen ihre jährliche Ausschüttung. Faktisch hatte das Unternehmen noch eine höhere Rendite erwirtschaftet als die 6 Prozent, die jetzt ausgezahlt werden. Doch alle Beteiligten hatten die Rendite bewusst auf diesen Betrag gedeckelt; darüber hinausgehende Erträge wurden von Anfang an der Schule für weitere Energiesparmaßnahmen zugesagt. Hintergrund der Regelung: Die Gesellschaft wollte neben einer ordentlichen Rendite für die Anleger auch maximalen ökologischen Nutzen erzielen.

Großer Gewinner ist neben den Investoren und der Umwelt auch die Stadt: Denn nach acht Jahren wird das Projekt enden und die Eco-Watt ausscheiden. Die Investitionen jedoch werden noch längst nicht abgeschrieben sein – sie werden noch etwa ein weiteres Jahrzehnt erhebliche Gewinne abwerfen. Und diese werden dann komplett dem Schulträger – der Stadt Freiburg – zugute kommen.

Die Vorteile eines solchen Einsparcontractings erkennen nun immer mehr Städte, nachdem Seifried zum Start in Freiburg vor vier Jahren noch viel Überzeugungsarbeit in der Stadtverwaltung hatte leisten müssen. Und so kündigte der Energieexperte nun vier weitere Projekte ähnlicher Art an, die im Laufe der kommenden Monate in Nordrhein-Westfalen folgen werden. Sie werden unter dem Namen Solar+SparContract GmbH laufen. BERNWARD JANZING

Dieter Seifried, Eco-Watt Gesellschaft für ökologische Projekte mbH, Turnseestraße 44, 79102 Freiburg, Telefon (07 61) 7 07 99 01, www.eco-watt.de

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