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Streiken, bis die Fans heulen

Am Weserstadion ist es still geworden: Der Bauarbeiterstreik hat jetzt auch die Tieferlegung ausgebremst / Ob der neue Rasen bis zum Saisonbeginn genug Zeit zum Anwachsen hat, ist fraglich / Streik mittlerweile bundesweit ausgedehnt

Der am Montag begonnene Bauarbeiterstreik könnte mittlerweile sogar Auswirkungen darauf haben, unter welchen Bedingungen die Fußballprofis des SV Werder in die neue Saison starten: Seit gestern früh um sechs Uhr bestreiken die Bauarbeiter auch die Großbaustelle am Weserstadion.

Was es bedeutet, wenn die Arbeitsniederlegungen länger anhalten, darüber will Reinhard Hoffmann, Sportamtsleiter und Chef der landeseigenen Bremer Sport und Freizeit GmbH (BSF) nicht spekulieren. „Ob der SV Werder rechtliche Ansprüche gegen die Bremer Sport und Freizeit GmbH geltend machen kann, prüfen wir in vier Wochen. Jetzt warten wir erst mal ab, wie lange der Streik dauert“, beschwichtigt er. Selbst wenn das erste Werder-Heimspiel am 17. August nicht im Weserstadion stattfinden kann, scheinen juristische Auseinandersetzungen nicht naheliegend: „Der SV Werder ist ja mit 50 Prozent an der Sport und Freizeit GmbH beteiligt“, sagt Manfred Müller vom Werder-Vorstand amüsiert. Müller ergänzt: „Außerdem ist Streik sowas wie höhere Gewalt.“

Wie viel zeitlicher Spielraum im Umbauplan ist, bevor die grün-weißen Kicker sich nach einem Ausweich-Rasen umsehen müssen, konnte BSF-Chef Hoffmann nicht sagen. „Da müssen wir erst mal mit unserem Projektleiter sprechen.“

Werder-Vorstand Müller sieht die Zeit jedenfalls noch nicht davon laufen: „Im Moment sind wir noch im Plan. Eigentlich sollte nächste Woche der Rasen gelegt werden. Wir sind ganz optimistisch, dass sich die Tarifparteien bald einigen.“ Es reicht nämlich nicht, wenn der Rasen im Stadion liegt: „Wenn er nur noch drei Wochen zum Anwachsen hat, ist das zu wenig. So einen Rasen kann man nicht bespielen.“ Auf ein anderes Stadion ausweichen könne Werder aber für den Fall der Fälle auch nicht. Müller: „Wir verkaufen Dauerkarten für das Weserstadion. Wenn das Stadion wirklich nicht fertig wird, müssten wir unsere Heimspiele verschieben. Das ist natürlich nicht schön, auch sportlich nicht.“

Mit dem Stadion haben sich die Bauarbeiter eine weitere Terminbaustelle rausgepickt. Dienstag und Mittwoch hatten sie ihren Arbeitskampf auf das Haven Höövt und auf die Berliner Freiheit ausgedehnt, ebenfalls Terminbaustellen. Damit entsprechen die Bremer IG Bau-Leute der bundesweiten Entwicklung: Jetzt werden flächendeckend Baustellen mit engem Zeitplan bestreikt. Seit gestern befinden sich auf 1.200 Baustellen 18.000 Bauarbeiter im Ausstand.

Sie fordern die Wiedereinsetzung des Rahmentarifvertrags, den die Arbeitgeber gekündigt hatten. „Wenn das nicht bis zum 30. Juni passiert, dann geht auch unsere Altersversicherung den Bach runter“, sagt Werner Frey, der morgens den Protest am Stadion mit dem Megaphon koordiniert. Derzeit liegt kein für die Gewerkschaft verhandelbares Angebot vor. Neben der Forderung nach 4,5 Prozent verlangen die Bauarbeiter die Anhebung der Mindestlöhne, die Beibehaltung von Fahrgeld und der so genannten „Auslöse“, mit der Bauarbeiter ihre Montage-Aufenthalte finanzieren. Auch dass der Samstag wieder regulärer Arbeitstag werden soll, wollen die Bauarbeiter verhindern.

Ulrike Bendrat

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