piwik no script img

Söldner ärgern Pariser Regierung

Madagaskar-Abenteuer mit unklarem Arbeitsauftrag und vorzeitigem Ende: Außenministerium verurteilt die Aktion

PARIS taz ■ Zwölf Söldner, die auf dem Weg zu einem militärische Einsatz in Madagaskar abgefangen worden sind, bringen die Afrikapolitik der neuen Pariser Regierung in eine unangenehme Situation. Die Männer kehrten in der Nacht zu gestern von ihrer verhinderten „Mission“ nach Frankreich zurück. Ihre gecharterte Privatmaschine vom Typ Falcon 900 war bei einer Zwischenlandung in Daressalam abgefangen und auf den Rückweg geschickt worden.

Bei der Ankunft auf dem Flughafen von Lyon kontrollierten Mitarbeiter der französischen Auslandsspionage DST die Papiere der Söldner. Anschließend ließen sie die Männer ziehen. Sie haben nicht gegen das französische Gesetz verstoßen.

Die zwölf Sölder sind nach Angaben aus dem Umfeld des neuen madegassischen Präsidenten Marc Ravalomanana von dem madegassischen Expräsidenten Didier Ratasiraka angeworben worden. Ziel der Operation sei es gewesen, sein Regime in Madagaskar zu destabilisieren.

Der langjährige Präsident Ratsiraka hatte sich monatelang geweigert, seine Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen in Madagaskar anzuerkennen. Die Insel ist im Zuge des Machtkampfes zwischen den beiden Männern in eine Bürgerkriegssituation geglitten. Erst nach mehreren Vermittlungsbemühungen der afrikanischen Staaten, an der sich erst in den letzten Wochen auch Paris beteiligte, kam es zu einer erneuten Stimmauszählung durch das Oberste Gericht in Madagaskar. Sie bestätigte das Wahlergebnis. Vor einer Woche war Expräsident Ratsiraka daraufhin überstürzt in einer von der französischen Regierung zur Verfügung gestellten Maschine nach Paris geflogen.

Seine politischen Gegner sprachen von einer französischen „Exfiltration“. Sie nennen Ratsirakas Paris-Aufenthalt ein „Exil“. Der Expräsident selbst hingegen spricht von einer „Reise“. Einer der Berater des Expräsidenten, José Andrianoelsion, erklärte französischen Medien, sein Chef wolle in Frankreich Waffen kaufen. Söldner habe er jedoch nicht angeworben.

Die konservative Zeitung Figaro rekonstruierte die abenteuerliche Söldneraktion. Danach seien Ratsirakas Leute in Paris an eine private Sicherheitsgesellschaft herangetreten, die von einem ehemaligen DST-Mitarbeiter geleitet werde. Diese habe den Auftrag für Madagaskar „fremd vergeben“. Der Anführer der zwölf Männer, die nach Madagaska reisen sollten, ein gewisser Marc Garibaldi, war bereits im Sommer 1999 in Kongo-Brazzaville im Einsatz gewesen.

Über seinen „Arbeitsauftrag“ für Madagaskar zirkulieren in Paris verschiedene Gerüchte. Einerseits ist von einem Attentatsplan gegen den neuen madegassischen Präsidenten Ravalomanana die Rede. Andererseits von der Verstärkung jener Truppen auf der großen Insel, die weiterhin auf Seiten von Expräsident Ratsiraka kämpfen. Gegenwärtig halten sie noch mindestens zwei Bastionen unter Kontrolle.

In Paris erschien es gestern Beobachtern fraglich, ob die komplette madegassische Regierung hinter Präsident Ravalomanana steht. Anlass für diese Zweifel ist unter anderem eine Information der katholischen Nachrichtenagentur „Misna“. Danach soll das madegassische Verteidigungsministerium erklärt haben, die Söldneroperation sei eine Erfindung.

Der Sprecher des neuen französischen Außeniministers bemühte sich, das Beste aus der Söldneraffäre zu machen. Bernard Valero erklärte, die französische Regierung habe „sofort“ reagiert, nachdem sie von der Reise des Söldnerflugzeuges erfahren habe. Sie habe die „geeigneten Vorkehrungen getroffen“, um die Weiterreise zu verhindern. Der Sprecher nutzte die Gelegenheit, um „derartige Aktionen auf das Schärfste“ zu verurteilen. DOROTHEA HAHN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen