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Geduldet: S. N.

Seit 2001 lebt S. N. aus Simbabwe in der Nähe von Köln. Dort wohnt sie zusammen mit einer Zimmergenossin auf acht Quadratmetern in einem Asylbewerberheim. S.N. ist als aktive Lesbe Mitglied der Gay and Lesbians of Zimbabwe. Aus Angst vor Übergriffen erzählt sie hier aber weder ihrer Mitbewohnerin noch den anderen Heimbewohnern etwas davon. Ihre Klage auf Anerkennung als Asylbewerberin läuft.

Angefangen hatte alles, als sie sich vor dem Parlament geoutet hatte. Sie sagte öffentlich, dass sie nicht die Einzige sei und dass sie sehr stolz darauf sei, eine Lesbe zu sein. Sie wollte sich damit gegen die Hasskampagne zur Wehr setzen, die Präsident Robert Mugabe seit Jahren gegen Homosexuelle führt.

Ihr Statement wurde im Fernsehen ausgestrahlt und seitdem wurde sie angegriffen, von der Polizei verfolgt und geschlagen. Freunde wandten sich von ihr ab, zum Schluss lebte sie wie eine Ausgestoßene. Weil ihr Leben zunehmend in Gefahr war, entschied sie sich, nach Deutschland zu kommen. Sie kam mit einem Visum zunächst nach Berlin, fand rasch Anschluss und konnte sogar ihrem Lieblingssport Fußball wieder nachgehen. Als das Visum nach drei Monaten abgelaufen war, stellte sie einen Asylantrag.

S. N. weiß, dass es in Deutschland viele Flüchtlinge aus Afrika gibt, auch viele Frauen. Denen würde sie gern helfen, mit ihnen vielleicht eine Gruppe gründen, denn die meisten kennen niemanden, und niemand kümmert sich um sie. Laut amnesty international ist sie die einzige Afrikanerin, die wegen ihrer sexuellen Orientierung in Deutschland um Asyl gebeten hat. In Folge der Duldung nach Paragraf 51 Ausländergesetz muss sie sich bei der Stadtverwaltung melden, wenn sie ihren Wohnbezirk verlassen will.

Jetzt klagt sie auf vollständige Asylanerkennung. Dass sie in Simbabwe nicht sicher sein kann, ist auch dem Amt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge bewusst. In Simbabwe gilt S. N. als Staatsfeindin. Daher sollte ihre Anerkennung eigentlich nur eine Formsache sein. Zurück in ihre Heimat möchte sie trotzdem bald wieder. Vielleicht wird dort der greise Machthaber Mugabe doch noch irgendwann von einem Nachfolger abgelöst, der Demokratie und Menschenrechte auch für Lesben und Schwule achtet. FKR

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