Uni: Nur die Leistung zählt

Bremer Universität präsentiert ihre Erfolgsbilanz: „Ein Rekordjahr“. Über die Hälfte der Professoren geht bis 2005 in Pension, ihre Nachfolger sollen möglichst nach Leistung bezahlt werden

„Wir schneiden vor allem im Urteil der Professoren schlecht ab.“

Neu eingestellte ProfessorInnen an der Bremer Universität sollen so schnell wie möglich nach Leistung bezahlt werden. Das kündigte der designierte Rektor Wilfried Müller gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Universität an. Sowie das Bremer Hochschulrahmengesetz entsprechend geändert sei, werde es an der Universität keinen „Altersfortschritt“ bei den Professorengehältern mehr geben. Mehr Geld werde dann nur noch für mehr Leistung gezahlt. „Man wird nicht besser dadurch, dass man älter wird“, betonte der noch amtierende Rektor Jürgen Timm. Bestehende Arbeitsverträge sind von dem auf Bundesebene bereits beschlossenen neuen Besoldungssystem zwar nicht betroffen. Bis 2005 geht aber rund die Hälfte der Bremer ProfessorInnen in Pension.

Timm zog für sein letztes Amtsjahr eine Erfolgsbilanz. Die Universität habe 2001 mit 107 Millionen Mark (54,7 Millionen Euro) eingeworbener Drittmittel für Forschungsvorhaben einen Rekord erreicht. Die Entscheidung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das bundesweite Forschungszentrum „Ozeanränder“ in Bremen einzurichten, bezeichnete Timm als „das herausragendste Ereignis des vergangenen Jahres.“ Das 50-Millionen-Euro-Projekt stärke den Stadtstaat als Zentrum der Meeresforschung in Deutschland.

Das im vergangenen Jahr eingerichtete Funknetz an der Uni, über das mit Antennen ausgerüstete Notebook-Computer überall auf dem Campus Zugang zum Universitätsnetz und zum Internet haben, wertete Timm als einen „ungeheuren Fortschritt in der Produktivität von Studium, Lehre und Forschung“. Bisher nutzen allerdings nur rund 50 Studierende die millionenschwere Funk-Infrastruktur.

Müller, der im September das Amt von Timm übernimmt, will Forschung und Lehre noch enger verzahnen. Insbesondere im Forschungsbereich sei die Bremer Universität stark; diesen Vorteil gelte es zu nutzen, um im zunehmenden Konkurrenzkampf mit anderen Hochschulen zu bestehen. Für die 19 internationalen und größtenteils englischsprachigen Master-Studiengänge, die inzwischen fast ein Viertel des Studienangebots der Universität ausmachen, wolle man „weltweit Studierende rekrutieren“, sagte Timm.

Die angespannte Haushaltslage Bremens zwingt indes auch die Universität zu Sparmaßnahmen: Bis 2010, so das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Bildungsressort und Rektorat, werden 24 von 298 ProfessorInnenstellen gestrichen. Das Fächerangebot solle trotzdem in vollem Umfang erhalten bleiben, sagte Timm.

Allen Erfolgsbilanzen zum Trotz: Das Image der Bremer Uni, 1971 gegründet und einst als „rote Kaderschmiede“ verschrieen, scheint nach wie vor nicht das Beste zu sein. Insbesondere das Urteil der Professorenschaften anderer Universitäten über Bremen fällt bei Umfragen nahezu unverändert schlecht aus. „Alte Vorurteile“, sagt Müller und spekuliert auf den Generationenwechsel unter den Profs auch anderswo. „Dann werden auch die Urteile über Bremen besser werden“, gibt sich Müller siegesgewiss. Und lächelt: „Dafür müssen wir gar nichts tun.“

Armin Simon