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Viel Freund, viel Feind

Katrin Freund verliert ihren Posten als Fraktions-Geschäftsführerin der Schill-Partei. Die Abwahl ist auch ein Schuss vor den Bug des Parteivorsitzenden Ronald Schill

Die Presse hatte ihren „Zickenkrieg“ gefunden: Die blonde Fraktionsgeschäftsführerin Katrin Freund, Lebensgefährtin des Parteigründers, gegen ihre Intimfeindin in der Fraktion, Karina Weber. Wenn Politik immer so abliefe wie zurzeit bei der Schill-Partei, dann wäre sie eine reine Angelegenheit für den Boulevard. Doch der Fall Freund ist viel mehr: Er ist ein neuer Schlag der Partei gegen ihren geschwächten Vorsitzenden Ronald Schill. Am Montagabend wurde Freund von der Fraktion als Geschäftsführerin abgewählt.

Freund selbst tat nach der zweieinhalbstündigen Sitzung der Fraktion, an deren Ende der bisher unscheinbare Altonaer Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Müller als neuer Geschäftsführer gewählt wurde, als sei kaum etwas passiert. Sie sei froh, denn jetzt könne sie sich mehr auf ihre politische Arbeit im Schulbereich konzentrieren, sagte die 35-Jährige. Schill selbst war der entscheidenden Sitzung ferngeblieben – was einige Abgeordnete als Ermutigung verstehen mussten, gegen Freund Stellung zu beziehen. Wäre der Chef persönlich anwesend gewesen, hätte sich der eine oder andere vielleicht eher weggeduckt. So aber setzten sich die Unzufriedenen um ihre Wortführerin, die Ex-Privatradio-Moderatorin Karina Weber, mit knapper Mehrheit durch.

Fraktionsvorsitzender Norbert Frühauf versuchte anschließend, die Wogen zu glätten. Es habe in der Fraktion „gemenschelt“, das sei „ganz normal“. Verdecken kann Frühauf damit nicht, dass auch er zu den Verlierern dieses Zwistes gehört. Denn als es zum ersten Mal auf die Führungsqualitäten des Fraktionschefs ankam, war von denen nichts zu spüren.

Stattdessen wurde gar zeitweise über eine Spaltung der Fraktion spekuliert. Karina Weber hält engen Kontakt zu dem Harburger Schill-Rebellen Peter Schindler, der sich in der dortigen Bezirksversammlung zusammen mit drei anderen Abgeordneten abgespalten hat. Weber und Schindler waren gemeinsam von Schill beauftragt gewesen, den Aufbau der Partei in Sachsen zu koordinieren.

Freund hingegen gehört zu dem vierblättrigen Kleeblatt, das seit der Parteigründung gemeinsam mit Schill bestimmte, wo es in der Partei langgeht. Widerstand gegen sie oder die anderen Schill-Vertrauten Mario Mettbach, Dirk Nockemann und Norbert Frühauf wurde gnadenlos abgestraft. Doch damit ist es vorbei, seit Schill auf dem Bundesparteitag vor zwei Wochen eine schwere persönliche Niederlage einstecken musste, als es um den Antritt zur Bundestagswahl ging. Seitdem hat der Vorsitzende parteiintern dramatisch an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Kein Zufall, dass die Fraktion gerade jetzt aufmuckt. PETER AHRENS

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