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Danke für die tollen Taten: Jetzt oder nie Olligarchie!

Wahre Helden braucht das Land: Wer ist der beste Olli aller Zeiten? Wähl deinen Lieblings-Olli! Ein dringend notwendiger Wahlaufruf von Olli Maria Schmitt

Olli KahnEr hat sie losgetreten und abgestoßen, jetzt kann er sie nicht mehr halten: die Wahnsinns-Olli-Welle. Deutschlands kieferwuchtigste Torwartlegende wurde gerade einstimmig zum „besten Spieler der Fußballweltmeisterschaft 2002“ gewählt – noch vor Ronaldo und Waldemar Hartmann. Er ist das Vorbild aller Boys, auch alle Girls wollen so sein wie er und sparen schon für die Geschlechtsumwandlung. Der gebürtige Badenser aus Karlsruhe kann schlechterdings alles: in der Kabine Sachen sagen wie „Jungs, wir packen es“ (Bild-Zeitung vom 3. 7. 2002) und schon Minuten später zwei brasilianische Klötze kassieren. Weltklasse! Seinem muskeldurchwucherten Körper genügt ein nur walnussgroßes Organ im Kopf zum Denken. Aber meist muss er gar nicht erst denken – er schreit lieber gleich. Damit „King Kahn“ auch hört, was er gesagt hat.

Olli Juhnke

Von seiner Mutter erbte er den Vornamen, von seinem Vater das Geschlecht. Das muss reichen für einen, der als männlicher Ariane Sommer der Berliner Schwer-Society genau den Abglanz verleiht, den sie braucht. Wenn Juhnke Junior seinen Vater endgültig beerbt hat, möchte er gern Großbankrotteur werden, vielleicht aber auch nur Großbauer oder Großberliner. Hauptsache Freibier, damit der Großbrand gelöscht werden kann. Zwar ist der junge Juhnke als Großmaul einzigartig, dennoch kann man ihn leicht mit dem Sohn von Iris Berben verwechseln, der zwar anders riecht, aber auch Olli heißt. Ein Schicksal übrigens, das er (Juhnke, Berben et cetera) mit Olli Kalkofe teilt, der immer noch davon träumt, eines Tages Großabnehmer zu werden, obwohl er sich mehr als zwei Pfund achtzig bislang nie runterhungern konnte.

Olli McBeal

Nanu, eine Frau in der Herrenauswahl? Klaro! Was denn sonst? Heute ist doch immer irgendwo eine Frau mit dabei, sogar Olli Stoiber hat eine: die Karin! Quatsch, Karin – Edmund. Also, so heißt er, und sie Katherina. Seine Neue jedenfalls. Die neue Nolte. Und Olli? Also Olli McBeal? Klar ist sie die einzige Frau in der Herrenauswahl, aber selbst das ist gar nicht mal so sicher. Sicher ist nur: Seit die magersüchtige Transe mitsamt ihrer US-Kultserie aus dem Programm gekegelt wurde, sucht sie dringend neue Betätigungsfelder. Da käme ein Ruf in Edmunds Kompetenzteam gerade recht. Als gelernte Bulimikerin findet Olli McBeal Politik genau so zum Kotzen wie alles andere auch, den Edmund sowieso, und auf ein Angebot als Neurosenbeauftragte der Bundesregierung hat die hysterische Bohnenstange gerade noch gewartet.

Olli Geissen

Der mittelgroße Blonde mit der breiten Fresse gilt seit mindestens einigen Wochen als die große weiße Moderatorenhoffnung der fernsehenden Unterschicht. Entdeckt wurde er eines Nachmittags in einer schlecht ausgeleuchteten Studioecke, als er eine dicke Proletin fragte, ob sie stolz darauf sei, so dick zu sein. Dickes Lob von hier, da ist der Grimme-Preis doch nur noch Formsache. Nach dem Riesenerfolg der „80er-Jahre-Show“ auf RTL will der ewig grinsende Beau nun alle prominenten Ollis der Republik zur großen „Alle von Olli Geissen eingeladene Ollis“-Show“ einladen, angefragt sind Olli Dittrich, Olli Newton-John und Olli Tolmein. Ganz überraschend kommt auch „King Kahn“ vorbei, um Olli Bierhoff vor laufender Kamera zu ignorieren und die anderen Gäste in der Kabine mit seinen Sprüchen zu nerven. Bitte bleiben Sie dran!

Olli Bierhoff

Er kommt auch aus Karlsruhe, heißt auch Olli, mit Nachnamen aber nicht Kahn, sondern Bierhoff. Das ist sein Hauptproblem. Wenn in Fankurven die „Olli! Olli!“-Rufe erschallen, dreht er sich um und winkt, ist aber nie gemeint. Gemeinheit! Obwohl genaugenommen doch nur er die Olli-Welle ins Wabern gebracht hat. Wenn er dann „King Kahn“ in der Kabine die Hand zum Freundesgruß reicht, dreht sich nur Neuville um und raunt in vier unverständlichen Sprachen: „Is was, Schuppe?“ Das ist hart, hammerhart. Für den deutschen Fußball und die deutsche Haarpflegeindustrie hat Olli Bierhoff den harten Kopf hingehalten, heute dankt’s ihm keiner. Logische Folge: Rücktritt als Nationalspieler, Werbeverträge mit der deutschen Schuhpflegeindustrie. Denn nur so bewahren Hoffis Haare ihren seidigen Glanz: mit Erdal Rex Wisch & Go.

Olli Maria Schmitt

Überraschung total: Der schwäbische Altjournalist wurde soeben einstimmig zum „besten Autor des Jahres“ gewählt, natürlich von sich selbst und auch nur deshalb, weil er alleine stimmberechtigt war. Das Urteil der Fachpresse steht noch aus, Rudi schweigt und Franz schreibt nur in Bild. Doch das ficht den Oldcomer nicht an. Er will nun auch Kapitän beim PEN-Club werden und in der Kabine krasse Sachen sagen wie „Wenn ihr Jungs mir noch einmal in den Ranzen schifft, dann bin ich aber stinksauer und verarbeite alles in einem endreimlosen Gedicht!“ Der hinkende Brillenträger mit dem relativ durchzugsstarkem Überbein (rechts) verspricht sich von seinem relativ wertlosen Titel einiges: eine schöne Stange Geld und auch sonst eine schöne Stange – vor allem die am Morgen, kurz vor dem Aufstehen.

FOTOS: AP (3), DPA (1), REUTERS (2)

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