: Finanzdienstleistung und Lebensstil
Regelmäßig stellen wir einmal monatlich an dieser Stelle zwei Werte des Natur-Aktien-Index vor. Zugrunde gelegt sind dabei die Untersuchungen und Firmenprofile von imug investment research, Hannover. Heute: Gaiam und FannieMae
Im Januar 2002 wurde FannieMae (USA) in den NAI (Natur-Aktien-Index) aufgenommen. Der Finanzdienstleister gehört laut imug „zu den zwei größten Anbietern von Investmentprodukten im Immobiliensektor in den USA“. Das Unternehmen ist tätig im Hypotheken- und Garantiegeschäft. Bei einem Gesamtvolumen von 5,6 Billionen Dollar erwarten Experten ein jährliches Wachstum von 6 bis 8 Prozent für den amerikanischen Hypothekenmarkt. FannieMae (WKN 313 586 109, New York Stock Exchange NYSE) hielt im Jahr 2000 einen Anteil von knapp 11 Prozent am Gesamtmarkt und erzielte 2001 einen Gewinn von 10,19 Milliarden Dollar.
Gegründet wurde FannieMae 1938 von Franklin D. Roosevelt – als Behörde zur Förderung des privaten Wohnungsbaus. Vor allem Familien mit kleinen und mittleren Einkommen sollten davon profitieren. Diese Tradition pflegt FannieMae bis heute. Das Unternehmen wurde 1968 vollständig privatisiert und in eine börsennotierte Aktiengesellschaft umgewandelt. Nach wie vor wirkt FannieMae im „sekundären Hypothekenmarkt“ und bezieht sich auf das „Geschäft mit Finanzinstituten, die Hypothekendarlehen an Konsumenten vergeben“. Im Jahr 2000 gingen fast 50 Prozent der Hypothekendarlehen an Haushalte mit geringem Einkommen.
Nicht nur den Geringverdienern kommt die „Home Performance Power Initiative“ zugute, die FannieMae zusammen mit der National Association of Home Builders ins Leben gerufen hat. Die Initiative will die Ressourceneffizienz bei Wohnhäusern vorantreiben. Man hat dafür spezielle Hypothekentypen entwickelt. So werden „voraussichtliche Einsparungen beim Energie- und Wasserverbrauch des Hauses oder die potenziellen Einsparungen aus der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel berücksichtigt und dem Einkommen der künftigen Bauherren zugerechnet“.
Die Umweltberichterstattung des Unternehmens ist laut imug noch verbesserungsfähig, anders als die bereits sehr aussagefähige Sozialberichterstattung. Die 4.150 Mitarbeiter profitieren unter anderem von der umfangreichen Familienförderung, die neben einem Wiedereinstiegsprogramm für Mütter die Finanzierung von Kinderkrippen und flexible Arbeitszeitmodelle umfasst. 55 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen, im Management sind es 43 Prozent.
Wer bei Gaiam (USA) an das griechische Wort für Erde denkt, denkt im Sinne der Firmengründer. Der Name sei zusammengesetzt aus „Gaia“ und „I am“ und solle – so imug – „das Bewusstsein ausdrücken, als Unternehmen für die Bewahrung der natürlichen Umwelt aller Lebewesen Verantwortung zu tragen“. Die 1988 in Colorado gegründete Gaiam Inc. (WKN 929 048) ging 1999 an die Börse und wurde 2002 in den NAI aufgenommen. Gaiam bietet neben Informationen und Produkten auch Dienstleistungen aus dem so genannten Lohas-Sektor („Lifestyles of Health and Sustainability“) an. Dazu gehören Beratungsleistungen für Umweltmanagementsysteme ebenso wie Wellnessangebote, gesundheitsorientierte Lebensmittel, Handarbeitsprodukte und Ökotourismus. Mit dieser Produktpalette erzielte Gaiam im letzten Jahr einen Umsatz von 98,7 Millionen Dollar, der Gewinn lag bei 4,5 Millionen Dollar.
Auf dem Lohas-Markt, der unter anderem die Geschäftsbereiche „Gesunde Lebensweise“, „Alternative Medizin“ und „Umweltbewusste Lebensstile“ umfasst, strebt Gaiam die Marktführerschaft an. Zielgruppe des Unternehmens ist laut imug „die wachsende Anzahl von Konsumenten, die auf eine gesunde Lebensweise, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten sowie eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft großen Wert legen“. Weder werden Tierversuche durchgeführt, noch kommt Gentechnologie bei der Produktentwicklung zur Anwendung. Doch allgemein verbindliche Standards – etwa in Form von Umweltlabels – gibt es im Unternehmen noch nicht. Leitlinien für den Umweltschutz werden nicht vom Management, sondern von Mitarbeitern entwickelt.
„Integrität in allen Geschäftsbeziehungen, Wertschätzung der Umwelt und die Orientierung an den eigenen Wertvorstellungen“ gehören – so imug – zu den Core-Values des Unternehmens. Dabei wird ein kundenorientierter Ansatz verfolgt. Auch will man „die Kunden über ihre Einflussmöglichkeiten aufklären, durch ihre Kaufentscheidungen einen positiven Wandel für Umwelt und persönliches Wohlbefinden bewirken zu können“.
KATHARINA JABRANE
www.fanniemae.com; www.gaiam.com; www.imug.deDas Institut imug arbeitet im Bereich Investment Research und Nachhaltigkeitsfonds, Telefon (05 11) 9 11 15-0.
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