: Salo Siegfried Fred
Salomon Tisch wurde 1905 im galizischen Tornow geboren. Die Tischs waren orthodoxe Juden, vier von Salos Onkeln Rabbiner, der Vater Buchhalter. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zog die Familie angesichts antijüdischer Pogrome in ihrer Heimat erst nach Mähren, dann 1915 nach Wien.
Bereits als Schüler schrieb Tisch Sketche und Kolumnen und trat auf Theaterbühnen auf. Nach der Matura 1924 begann er – auf Wunsch der Mutter – ein Jurastudium. Nach der Promotion 1929 bearbeitete er als Rechtsanwaltanwärter vor allem Scheidungsangelegenheiten. Zum Ausgleich drehte sich in Tischs Liedern fast alles um die Liebe. Bereits während seiner Studienzeit hatte er erste Texte verfasst.
1934 lernte Salo Tisch, der sich inzwischen Siegfried nannte, in einem Kafeehaus Hans J. Lengsfelder kennen, mit dem er fortan zusammenarbeitete. Für den Film „Burgtheater“ mit Hans Moser schrieben sie 1936 den Text für das Lied „Sag beim Abschied leise Servus“. Im selben Jahr hatten vier Operetten Premiere, für die das Duo die Libretti verfasst hatte: „Achtung … Großaufnahme!“, „Hochzeitsreise“, „Der schiefe Hut“ und „Warum lügst du, Chérie?“. Besonders Letzteres – über einen berühmten Bühnenschriftsteller, der sich in ein Straßenmädchen verliebt, das bei ihm einbrechen wollte – wurde ein durchschlagender Erfolg. 1937 folgten die Stücke „Sie Johann …!“ und „Das Ministerium ist beleidigt“.
Im Juni 1938 wird Tisch verhaftet und ins KZ Dachau gebracht, am 23. September ins KZ Buchenwald verlegt. Am 19. Januar 1939 wird er entlassen und kehrt nach Wien zurück. An Typhus erkrankt, verbringt er mehrere Monate in einem Krankenhaus, bevor er im Mai 1939 endlich nach Großbritannien emigrieren kann.
Hier ändert er seinen Namen zu Fred S. Tysh, arbeitet als Buchhalter und schreibt nebenbei wieder Texte für Tanzlieder und Operetten. 1942 hat „Old Chelsea“ von und mit Richard Tauber Premiere, für das Tisch unter anderem die Lieder „There Are Angels Outside Heaven“, „If You Are In Love“ und „My Heart And I“ beisteuert. Letzteres wird sein größter Hit auf der Insel. Am 24. August 1947 heiratet Tisch die böhmische Jüdin Ilse Lönhardt, die ebenfalls nach London emigriert ist. Siegfried Tisch stirbt Anfang der 80er-Jahre in Großbritannien. FS
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