: Baustelle Olympia
Großinvestor Becken prophezeit jahrelange Verzögerungen bei der Hafencity. Büromarkt liegt nach Pleite des Neuen Marktes danieder
von PETER AHRENS
Auf die Hafencity wird Hamburg noch ein paar Jahrzehnte warten müssen. Das ist jedenfalls die Prognose von Groß-Bauherr Dieter Becken. Angesichts der gegenwärtigen Marktlage schätzt er, dass die Hafencity erst gegen 2030 fertig werden wird. „Wenn die Nachfrage in der Hafencity wirklich so groß ist, wie offiziell immer gesagt wird: Wo sind denn dann dort die Baukräne?“ Becken, der gestern seine Jahresbilanz vorstellte, kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass die Hafencity schon im vermeintlichen Olympiajahr 2012 stehen wird: „Olympia wird auf einer Baustelle stattfinden.“
Die Nachfrage nach Büroflächen und -immobilien liegt, so Becken, zurzeit am Boden. Die ganzen New Economy-Firmen, die noch bis vor zwei Jahren zahlreiche Büros in der Stadt gebraucht haben, sind zusammengebrochen. Deren Büros stehen mittlerweile leer, für den Bau von neuen, wie für die Hafencity vorgesehen, gibt es überhaupt keinen Bedarf.
Becken bemüht sich zwar selbst, in der Hafencity zu bauen und plant einen Neubau am Brooktorkai. Doch seine Skepsis gegenüber dem Projekt kann er nicht leugnen. So hält er das Konzept, das er vor allem dem alten Senat vorhält, in erster Linie auf „hochpreisiges Wohnen“ zu setzen, für „absolut falsch und schwachsinnig“, Dadurch schaffe man keinen lebendigen Stadtteil: „Der Senat suchte für 5000 Wohnungen quasi 5000 Millionäre.“ Er fordert, dass auch öffentlich geförderter Wohnraum in die Hafencity gehört: „Sonst haben wir genau so eine Monostruktur wie in Mümmelmannsberg, nur mit reichen Leuten.“
Und Becken ist einer, der weiß, wovon er spricht. Der Mann hat Gewicht in der Politik: Vor der Wahl war er bau- und stadtentwicklungspolitischer Berater von Ole von Beust. Sein Name ist zudem immer im Gespräch, wenn es um große Bauvorhaben in der Stadt geht: Allein fünf Großprojekte hat der Mann aktuell abgeschlossen oder noch in Arbeit: Das Hanse-Forum am Axel-Springer-Platz, den Umbau des Polizeihochhauses am Berliner Tor, das Berliner Tor Center und den Berliner Bogen am Anckelmannplatz, sowie das Deichtorcenter. Dazu ist Becken auch in den Umbau der Neuen Großen Bergstraße involviert. Hier schafft er 150 öffentlich geförderte Wohnungen, „um mitzuhelfen, die Stadtplanungssünden in Altona zu beseitigen“.
Und die nächsten Projekte hat er bereits im Köcher: Becken bewirbt sich um die Messe-Erweiterung, die Umsetzung des Masterplans UKE und die Baumaßnahmen, die bei der Umstrukturierung des Landesbetriebs Krankenhäuser anfallen werden.
Nicht umsonst sind das alles Projekte, die von der öffentlichen Hand betrieben werden. Denn die, so Becken, sind im Moment die einzigen, die sich rechnen. Aus den privaten Großprojekten hält er sich dagegen erst einmal heraus, die sind ihm momentan zu unsicher. Er kann sich das erlauben bei einer Bilanzsumme von einer halben Milliarde Euro im Jahr 2001.
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