: Öffentlicher Druck auf Anleger
Initiative veröffentlicht „schwarze Liste“ von Fondsanlegern der Bankgesellschaft Berlin
BERLIN ddp/taz ■ Mit einer Art „schwarzen Liste“ will die „Initiative Berliner Bankenskandal“ Druck auf Fondsanleger der schwer angeschlagenen Bankgesellschaft machen. Das Bündnis veröffentlichte gestern die Namen von rund 150 Politikern, Managern, Bankern, Hochschullehrern und Unternehmern.
Sie seien schriftlich aufgefordert worden, angesichts der Schieflage des Konzerns ihr „Anlageverhalten zu korrigieren“ und zum Beispiel auf Vergünstigungen wie lange Laufzeiten garantierter Mieteinnahmen oder die Zusage der vollständigen Anteilsrücknahme nach 25 bis 30 Jahren zu verzichten. Solche Fonds hätten erheblich zur Schieflage der Bank beigetragen, so ein Initiativensprecher.
Um die Pleite des mehrheitlich landeseigenen Bankkonzerns zu verhindern, sah sich das Land Berlin in diesem Jahr gezwungen, für die Immobilienfondsverluste der Bank in Höhe von bis zu 21,7 Milliarden Euro in den nächsten 30 Jahren zu bürgen. Jährlich werden dafür 300 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. Gleichzeitig werden wegen des Sparkurses in der Hauptstadt Schwimmhallen, Jugend- und Sozialeinrichtungen geschlossen.
Bei den Fonds handelt es sich überwiegend um öffentlich zugängliche Anlageformen. Jeder mit dem nötigen Kleingeld hätte also von den besonders günstigen Bedingungen profitieren können. Die Inititiative hat rund 20.000 Namen von Fondsanlegern gesichtet und sich zur Veröffentlichung von mehr als 150 Prominenten entschlossen.
„Uns geht es nicht darum, einzelne Anleger an den Pranger zu stellen“, sagte FU-Professor Peter Grottian, Mitglied der Initiative. Angesichts der Berliner Haushaltslage habe aber jeder die moralische Verpflichtung, sein Engagement zu überdenken. Als prominente Fondszeichner werden von der Initiative genannt: die Ehefrau von Exaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), Barbara Genscher, der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) und der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Carl-Ludwig Wagner (CDU). Aus der Wirtschaft sind neben Ex-Berlin-Hyp-Vorstand Klaus Landowsky der Exvorstand der Berliner Bank Klaus von der Heyde, Telekom-Vorstand Gerd Tenzer und Ex-VW-Vorstand Ulrich Seiffert aufgeführt. ROT
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