: Eckhoff packt aus
„Unter aller Sau“ findet der CDU-Fraktions-Chef den Vorwurf, er habe Geld angenommen und Bauunternehmer Kurt Zech Vorteile verschafft
„Herr Eckhoff ist sogar so weit gegangen, interne Unterlagen mit Herrn Zech zu besprechen, was diesem Wettbewerbsvorteile verschafft hat“, dies hat die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Karoline Linnert, gestern erklärt. Wenn die Arbeit des Untersuchungsausschusses dies nachweisen kann, dann wird die politische Karriere des jungen CDU-Fraktionsvorsitzenden Jens Eckhoff beendet sein. Bisher ist so etwas aber nicht nachgewiesen, und so kann Eckhoff mit den Worten „unter aller Sau“ auf die Veröffentlichung reagieren.
Der Untersuchungsausschuss tagt noch nicht, offenbar gibt es aber großes Interesse, das eine oder andere Detail aus den streng vertraulichen Akten vorab schon im Bundestagswahlkampf zu lancieren, derzeit vor allem zum Schaden der CDU. Bisher hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende nur eingeräumt, in früheren Jahren 20.000 Mark für eine Beratertätigkeit über den Magdeburger Immobilienmarkt von Zech überwiesen bekommen zu haben. Da Vater Eckhoff in der Branche tätig gewesen ist, hatte auch der Sohn bis Mitte der 90-er Jahren beruflich damit zu tun.
Dann wechselte er mehr in den Marketing-Bereich. Seine Bremer Sport- und Investitionsgesellschaft (BSI), die die Handballerinnen vom TUS Walle sponserte, ist von verschiedenen Bremer Firmen mit Krediten gefördert worden. Auch Zech hatte 100.000 Mark Kredit gegeben, ohne dafür irgendwelche Sicherheiten zu verlangen. Eckhoff war einer der Geschäftsführer der BSI, kannte damals aber Zech kaum. Der SPD-Baupolitiker Claus Dittbrenner hatte den Kredit besorgt. Damals hatte Dittbrenner auch erheblich mehr Einfluss in der bremischen Politik als Eckhoff.
Als Geschäftsführer der „Hanseatischen Sport-Marketing“ hat Eckhoff später Sponsor-Beträge eingeworben, insbesondere auch für deutsche Cheerleader-Meisterschaften, die nicht ohne kräftige Zuschüsse nach Bremen gezogen werden konnten. „Dieses sind doch keine unredlichen Sachen“, verteidigt sich Eckhoff. „Effekthascherei“ würde mit den Indiskretionen betrieben. Durch den Honorarvertrag und die Spenden-Annahme für Sportmarketing-Zwecke fühle er sich nicht gebunden, wenn es um Bau-Entscheidungen gehe.
Auch dass er derjenige Politiker in Bremen ist, für den die Kripo im Kalender von Unternehmer Kurz Zech die meisten Termine fand – die Termine der Jahren 1994 bis 2002 wurden akribisch ausgewertet – kann einen Eckhoff nicht irritieren. Er rede auch mit anderen Bauunternehmern viel, überhaupt habe er pro Tag immer zehn Gesprächstermine, Kommunikation sei sein Beruf. Eckhoff schnippisch: „Dass ich sehr viel mehr mit Unternehmern rede als mein Kollege Jens Böhrnsen ist doch bekannt.“
Wenn man nach dem Kalender des Bauunternehmers Zech geht, dann haben andere noch mehr Kontakt gepflegt, nämlich die Bremer Spitzenbeamten Ulrich Keller (heute Chef der Bremer Investitionsgesellschaft BIG) und Frank Haller, der frühere Wirtschaftsstaatsrat. Aber das verwundert kaum, wenn es normal ist, dass Bauunternehmer Zech mehr als jeder andere in den letzten Jahren staatliche Aufträge erhalten hat. Ob die gute Kontakt-Arbeit dabei geholfen hat, dass Zechbau das alte Polizeihaus Am Wall kaufen konnte, obwohl der Mitbewerber, die Weserwohnbau-GmbH, mehr Geld geboten hatte, das will der Untersuchungsausschuss noch herausfinden. Auch die Frage, ob alles mit rechten Dingen zuging, als Zechbau den Auftrag bekam, die Ostkurve des Stadions für einen Festpreis auszubauen, will der Ausschuss untersuchen. Bisher hat niemand behauptet, der Preis sei zu hoch gewesen – immerhin hatte der zuständige Eigenbetrieb „Brehoch“ das Preisangebot untersucht und für gut befunden.
Man darf davon ausgehen, dass auch die CDU im Wahlkampf 1999 eine Parteispende knapp unter der Veröffentlichungsgrenze von 20.000 Mark von Zechbau bekommen hat. Irgendwann wird das vermutlich enthüllt, da die CDU dazu schweigt und offiziell, über Spenden keine Auskunft geben will. Die SPD-Schatzmeisterin ihrerseits hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie 1999 eine Zechspende quittiert hatte, und der Unternehmer Zech wird wohl kaum die SPD einseitig unterstützt haben, wo er doch einer Koalitionsregierung seine Aufträge verdankt. Die Grünen versichern, sie hätten keine Spende bekommen. Das war möglicherweise ungeschickt, später hat Unternehmer Zech dann durchaus ein gutes Verhältnis zu den Grünen-Politikern gesucht. K.W.
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