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IG-Metall-Chef droht Anklage

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen IG-Metall-Chef Zwickel wegen millionenschwerer Abfindungen beim Verkauf des Mannesmann-Konzerns. Zwickels Verteidiger fordern wiederum Ablösung der Staatsanwälte – wegen „Befangenheit“

von BARBARA DRIBBUSCH

Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft will gegen den IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel wegen des Verdachts der Untreue Anklage erheben. Frühestens im Spätsommer sei mit einer Anklageerhebung zu rechnen, erklärte gestern Staatsanwältin Simone Kämpfer in Düsseldorf. Zwickel wird vorgeworfen, als Mitglied des Mannesmann-Aufsichtsratsausschusses die millionenschweren Abfindungszahlungen an Führungskräfte von Mannesmann bei der Übernahme durch den Konkurrenten Vodafone nicht verhindert zu haben.

Bei der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Februar 2000 wurden insgesamt 200 Millionen Mark Abfindungen zum Schaden des Mannesmann-Konzerns gezahlt, hieß es gestern in Justizkreisen in Nordrhein-Westfalen. Allein Mannesmann-Chef Klaus Esser soll etwa 60 Millionen Mark vom Konzern bekommen haben.

Die Zuwendungen an die Führungskräfte wurden damals von dem vierköpfigen „Aufsichtsratsausschuss für Vorstandsangelegenheiten“ bei Mannesmann bewilligt. Diesem Ausschuss gehörten neben Zwickel der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, der damalige Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk und der Vorsitzende des Konzern-Betriebsrats Jürgen Ladberg an.

Die laufenden Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue betreffen unter anderem diese vier Mitglieder, aber auch den damaligen Mannesmann-Vorstandsvorsitzenden Esser sowie den Vodafone-Chef Chris Gent.

Nach Ansicht der Ermittler haben sich die Beschuldigten nicht ausreichend am „Unternehmenswohl“ orientiert, schrieb gestern die Süddeutsche Zeitung (SZ). IG-Metall-Chef Klaus Zwickel gerät als Mitglied des Aufsichtsratsausschusses ins Visier, weil er nicht gegen die millionenschweren Abfindungen an die Mannesmann-Führungskräfte stimmte. Zwickel hatte sich damals der Stimme enthalten und damit den Weg frei gemacht für die Abfindungszahlungen.

Beim Übernahmekampf von Mannesmann durch Vodafone war der Wert der Mannesmann-Aktie rasant gestiegen. Der Konzern könnte daher laut SZ 4,5 Milliarden Euro an Kursgewinnen realisieren.

Die Verteidiger von Klaus Zwickel erklärten gestern, Zwickel habe sich nicht strafbar gemacht. Seine Stimmenthaltung als aktiven Beitrag zu einer bewussten Schädigung des Vermögens der Mannesmann AG zu werten, stelle die Tatsachen auf den Kopf.

Der Hamburger Wirtschaftsrechtsexperte Michael Adams sagte jedoch gestern zur taz, es sei zumindest juristisch fragwürdig, ob jemand in einem Gremium wie einem Aufsichtsratsausschuss nicht seine Kontrollpflichten verletze, wenn er sich der Stimme enthalte.

Zwickel selbst hatte schon vor einiger Zeit eingeräumt, dass es besser gewesen wäre, er hätte damals gegen die Abfindungszahlungen votiert und sich nicht nur der Stimme enthalten. Darauf wies gestern ein IG-Metall-Sprecher hin. Die Verteidiger von Zwickel erhoben gestern schwere Vorwürfe gegen die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und forderten, diese wegen „Voreingenommenheit“ und „Befangenheit“ abzulösen. Die beiden Staatsanwälte hätten die „wild konstruierten“ und „grob verfälschenden“ Darstellungen des Landeskriminalamtes kritiklos übernommen. Außerdem hätten die Staatsanwälte die SZ „gezielt“ informiert, behaupteten die Verteidiger. Die Zeitung habe sich teilweise nahezu wörtlich der Sprache der Staatsanwälte bedient, wie sie von ihnen in Gesprächen mit der Verteidigung verwendet wurde.

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