: Struck besucht Kabul
Verteidigungsminister kann sich deutsche Führungsrolle in Afghanistan vorstellen. Staatschef Hamid Karsai zufrieden mit Sicherheit im Land
KABUL afp ■ Deutschland könnte möglicherweise das Kommando der internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) übernehmen. „Diese Frage wird uns gestellt werden“, sagte der neue Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) gestern am Rande seines Besuchs bei den deutschen Soldaten in Kabul. Bei der „hohen Qualität“ der Soldaten könne er sich eine derartige Rolle vorstellen. Eine Verlängerung des Isaf-Mandats über das Jahresende hinaus hielt Struck für wahrscheinlich. Darüber werde er nach seiner Rückkehr mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Außenminister Joschka Fischer (Grüne) sprechen. Ob Berlin einer Führungsrolle zustimmt, müsse vorher mit allen Beteiligten abgesprochen werden. Bereits im Juni sollte Deutschland das Kommando der Internationalen Schutztruppe Isaf übernehmen, lehnte aber unter Hinweis auf das Engagement der Bundeswehr auf dem Balkan ab.
Struck war am Morgen in Kabul eingetroffen. Am Donnerstagabend hatte er in Taschkent noch seinen usbekischen Kollegen Kadir Gafurowitsch Golumow getroffen. Bei einem knapp zweistündigen Rundgang im Lager zeigte er sich beeindruckt von „der Leistung unserer Soldaten“. Nach dem Besuch im Lager wollte er den afghanischen Staatschef Hamid Karsai und Verteidigungsminister Mohammed Kasim Fahim treffen.
Karsai äußerte sich zufrieden über die Sicherheit in seinem Land. Das mutmaßliche Terror-Netzwerk al-Qaida sehe er nicht mehr als militärische Bedrohung für Afghanistan an. Trotz der Ermordung des Vizepräsidenten Hadschi Abdul Kadir Anfang Juli sei er zuversichtlich. Regionale Warlords sollten auch künftig durch Verhandlungen zu einer Zusammenarbeit mit der Zentralregierung in Kabul bewegt werden. „Wir wollen keinen Krieg“, sagte der afghanische Staatschef.
Die Menschenrechtsorganisation amnesty international kritisierte derweil die UN-Flüchtlingspolitik in Afghanisthan. Angesichts der unsicheren Lage in dem Land sei noch nicht der richtige Zeitpunkt für eine Rückkehr von geflüchteten Afghanen in ihre Heimat gekommen.
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