Der Tatze auf der Spur

Ob Hund, Wolf oder schwarzer Panther: Tatzen sind tierisch begehrt, manchen sogar eine Klage wert – und einigen gehen Tatzen direkt unter die Haut. Durch Bremen wandelt ein lebendes Logo

Ob seine Tatzen-Tattoos was mit Zeitung oder mit Outdoor-Ausrüstern zu tun haben könnten, ob man sie gar verwechseln könnte, darüber dachte der 32-jährige Michael Voelsen aus Hude bisher gar nicht. Er ließ sich das tapsige Pfötchen, zum Verwechseln ähnlich mit dem taz- oder aber dem Jack-Wolfskin-Logo, bis unter die Haut gehen. Bei seinen Spaziergängen durchs Viertel genießt er, schon auf den ersten Blick mit einem Tatzen-Tattoo am Hals Eindruck zu schinden.

Wie umkämpft die Tatzen derzeit sind, das wusste Michael bisher nicht. Gerade hatte der Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin eine Klage gegen die tageszeitung gewonnen. Beide nutzten das fast identische Logo. Dumm nur: Die taz hat‘s zwar erfunden, aber versäumt, das Zeichen ins Markenregister eintragen zu lassen. Jack Wolfskin hat‘s getan. Die Folge, richterlich bestätigt: Auf taz-Produkte, die auch der Ausrüster in seinem Sortiment haben könnte, dürfen in Zukunft keine Tatzen gedruckt werden.

Michael – eigentlich ideale Werbe-Ikone – ist das alles gänzlich egal. Das Geheimnis seiner Tatzen: „Meine Hunde sind supertoll. Deswegen ließ ich Tatzen als Tattoos auf meinem Hals und meine Brust stechen.“ Er findet Tatzen einfach schöner als japanische und keltische Motive. „Die hat doch jeder“, findet Michael.

Fast alles macht er mit den Hunden. Schwimmen im Uni-See, Inlinern zwischen Bremen und Oldenburg oder Laufen im Grünen – seine Hundedamen, die einjährige Setterhündin Gembe und die 17-jährige Cockerspaniel-Oma Mine sind mit dabei. Und wenn nicht, dann hat Michael stets ein Andenken, in Form dunkler Pfoten auf der Haut. Der Vertriebsfachmann für Telefon- und EDV-Anlagen wundert sich: „Egal, wo ich bin, ständig sprechen mich Leute auf die Tatzen an. Die meisten finden sie echt gut.“

Die Herkunft der Pfoten

Was Michael aus Liebe zu seinen Tieren trägt, hat anderswo eine lange Geschichte. Die aufregendste Version lautet, dass die taz-Tatze einem schwarzen Panther nachempfunden sei, dem Black-Panther, der in den Vereinigten Staaten für eine radikale Bürgerbewegung stand. Mit dieser Bewegung war es allerdings Mitte der 70er vorbei, die erste taz erschien 1979.

Karl-Heinz Ruch, Geschäftsführer der taz, schildert die Tatzen-Entstehung so: „Schnelligkeit, Kraft, Intelligenz, dafür steht die schwarze Panther-Tatze. In den Gründerzeiten druckten wir deshalb überall eine schwarze Raubkatze auf.“ Die Grafikagentur „Sehstern“ machte aus dem kraftvollen Identifikationstier der Zeitung eine Tatze. Nun eignet sie sich für Outdoorklamotten, Zeitungen, Handtücher, Tassen, Mützen und sogar Haut. Michael ist kein taz-Leser. Er trägt auch keine Outdoor-Klamotten von Jack Wolfskin. Vielleicht runzelt er die Stirn, wenn ihn jemand plötzlich mit „Herr Wolfskin“ anspricht. Dann schon lieber mit „Herr taz“.

Karl Zyskowski