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Hosen und Essen bis 2007

Claus Peymann, Chef des Berliner Ensembles, bleibt bis 2007 Theaterintendant. Stadt behält streitbaren Theaterchef. Kultursenator Thomas Flierl freut sich über Entscheidung

Ein bisschen Theater musste sein: Das Fax kam im letzten Augenblick aus Salzburg. Auf die Entscheidung hatte man in Berlin mit Spannung gewartet. Und mit einem Happy End war am Dienstag nicht unbedingt zu rechnen, angesichts der vorherigen lauten Drohungen des Absenders, sich zu verabschieden.

Doch der Absender war gütig gestimmt. Claus Peymann bleibt in Berlin. Der Intendant des Berliner Ensembles (BE) am Schiffbauerdamm will seinen Vertrag bis 2007 verlängern. Die Theaterszene in der Hauptstadt behält damit über das Jahr 2004 hinaus ihren wenn auch nicht unbedingt innovativsten, so doch erfolgreichsten und streitbarsten Bühnenchef.

In einem Brief an Kultursentor Thomas Flierl (PDS) teilte Peymann gestern mit, drei weitere Jahre am BE im Amt bleiben zu wollen. Peymann entschied sich buchstäblich in letzter Minute, galt doch der Dienstag als Stichtag. Der Theatermacher erklärte sich damit einverstanden, keine zusätzlichen Mittel aus dem Landeszuschuss für sein Haus zu fordern. Im gerade beschlossenen Doppelhaushalt 2002/03 war der bisherige Haushaltsansatz in Höhe von 10,584 Millionen Euro jährlich für das Berliner Ensemble fortgeschrieben worden – ein Erfolg für das BE. Zusätzlich erhält die Bühne 2,81 Millionen Euro im Jahr durch Lottomittel, die bis 2003 zugesagt sind.

Peymanns Zusage bis 2007 kommt zwar nicht völlig überraschend angesichts der erfolgreichen Arbeit am BE mit einer Auslastungszahl von 87 Prozent, aber ein wenig gewackelt hatte diese doch. Der Theatermann hatte gedroht, die Stadt „blitzartig“ zu verlassen, sollte seine Bühne vom Senat nicht ausreichend finanziell ausgestattet werden.

Außerdem hatte Peymann mehrfach die Kollegen anderer Theater und die Kulturpolitik des Landes gescholten, „hoffnungslos provinziell“ zu sein. Als „befremdlich, ernüchternd und abstoßend“, bezeichnet er das „Fingerhakeln“ um Geld. „Ich will ein Gewinn bringendes, erfolgreiches Theater führen und nicht herumbetteln. Ich muss doch nicht in einem anämischen Magermilchbetrieb arbeiten.“

Flierl begrüßte die Entscheidung Peymanns und wertete dies als Erfolg für die Berliner Theaterlandschaft. Flierl: „Ich freue mich, dass Claus Peymann sich für den Verbleib am BE entschlossen hat und somit Berlin erhalten bleibt.“ Es sei verständlich, dass Peymann in den Gesprächen Planungssicherheit über das Jahr 2003 hinaus und damit über die Zuwendungen des Landes haben wollte.

Flierl, der nicht zu Peymann bei den Salzburger Festspielen gereist war, erinnerte daran, dass sich der BE-Intendant einverstanden erklärt habe, ab 2004 mit 0,77 Millionen Euro weniger Lottozuschuss auszukommen, zugleich aber die eigens erwirtschafteten Theaterüberschüsse einbehalten zu wollen. Es liege nun am Lottobeirat, dem Antrag des BE auf Zusatzfinanzierung für die Jahre 2004 bis 2007 zu entsprechen. „Ich unterstütze diesen Antrag weiterhin nachdrücklich“, betonte Flierl.

ROLF LAUTENSCHLÄGER

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