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Im Osten Kongos droht ein Krieg um Öl

Reserven im Wert von 30 Milliarden Dollar schlummern im einzigen Teil der Region, der bislang einigermaßen befriedet ist

GOMA taz ■ Der 1. August wird für Uganda ein großer Tag. Dann soll die kanadische Ölfirma Heritage Oil offiziell den ersten Stich in neu entdeckten Ölfeldern im Westen des Landes setzen, von denen sich Uganda den Aufstieg zur Ölmacht erhofft.

Chinesen haben die Straße modernisiert, die sich im Westen Ugandas in das entlegene Flusstal schlängelt, wo das Öl liegen soll. Die Straße endet nur wenig später an der Grenze zum Kongo. Aber vielleicht wird sie demnächst weitergebaut: Am 2. Juni erwarb Heritage Oil von Kongos Präsident Joseph Kabila auf der kongolesischen Seite der Grenze das Vorrecht zur Ölsuche auf etwa 30.000 Quadratkilometern (die taz berichtete).

Insgesamt werden in den Ölfeldern eine Milliarde Barrel vermutet – ein Schatz im Wert von 30 Milliarden Dollar. „Schon zu Mobutus Zeiten gab es da US-Untersuchungen“, weiß der kongolesische Unternehmer Victor Ngezayo in Goma. „Die wurden aber nie veröffentlicht. Jetzt sind sie damit zu Kabila gegangen, und er hat unterschrieben.“

Aber nicht Kabila kontrolliert das fragliche Gebiet, sondern Uganda zusammen mit der kleinen kongolesischen Rebellenbewegung RCD-ML. So besiegelt der Ölvertrag eine Partnerschaft zwischen den Regierungen Ugandas und Kongos, die beide Ruandas Einfluss in der Region eindämmen wollen. Und Heritage Oil ist nicht irgendeine Ölfirma. Ihr Gründer und Direktor Tony Buckingham, Veteran der britischen Elitetruppe, arbeitete früher mit dem südafrikanischen Söldnerunternehmen Executive Outcomes zusammen. Dessen Kämpfer schützten in den Neunzigerjahren Heritages erste Ölfelder in den Kriegsgebieten Angolas.

Auch die Ölkonzession im Kongo umfasst ein Kriegsgebiet. In der Region tobt einer der blutigsten ethnischen Kleinkriege des Landes. Eine Firma, die hier investieren will, muss ein robustes Verständnis von Sicherheit mitbringen. Öl kann man nicht wie Gold oder Diamanten von mittellosen Bauern aus der Erde schürfen lassen. Man braucht moderne Installationen, die viel Geld kosten und rund um die Uhr bewacht werden müssen. Experten rechnen damit, dass die ersten Bohrungen im Kongo frühestens im April 2003 beginnen können. Aber die Manöver um die Oberhoheit über das Gebiet haben längst begonnen. „Heritage Oil wird diese Rivalitäten verstärken“, weiß ein hochrangiger UN-Diplomat.

Am bemerkenswertesten ist jedoch, dass die Ölkonzession auch für Gebiete gilt, in denen gar kein Öl vermutet – und in denen weder der Konzessionsgeber Kabila noch seine Verbündeten etwas zu sagen haben. Es handelt sich um Schwerpunkte der ruandischen Armee rings um Goma, die Hauptstadt der ruandatreuen RCD-Rebellen im Kongo. Dies ist vulkanisches Gebiet, wo eher Lava sprudelt als Öl.

Zivilgesellschaftler in Goma fürchten nun, dass die Heritage-Konzession einen Gebietsanspruch bedeutet – und Krieg zwischen Uganda und Ruanda bringen könnte. Dabei würde Uganda geltend machen, es müsse die Interessen des Geschäftspartners Heritage Oil schützen. Ruanda dagegen würde sich auf die Jagd nach Hutu-Milizen berufen (siehe oben).

Mehrere Quellen in Goma bestätigen, dass der ehemalige RCD-Vizefinanzdirektor Jean-Bosco Barihima seit einigen Monaten aus Uganda heraus kongolesische Hutu zum Kampf anwirbt. „Er ist mit Kinshasa verbündet und bekommt Unterstützung aus mehreren afrikanischen und europäischen Ländern“, sagt Unternehmer Ngezayo. „Er will aus Uganda heraus Rutshuru und Masisi angreifen.“ Dann droht ein ethnischer Vernichtungskrieg in der bisher einzigen einigermaßen befriedeten Region Ostkongos.

Vergangene Woche verkündete der frühere RCD-Sprecher Kinkiey Mulumba in Brüssel die Bildung einer eigenen Rebellengruppe an. Kinkiey, früher einmal Sprecher Mobutus, kann auf Gönner in Kinshasa hoffen. Die neue Front gegen Ruanda steht. Vom Öl könnte es abhängen, wann sie losmarschiert. D. J.

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