Treten auf der Stelle

Der Prozess um die Entführung von Adelinas Stiefvater kommt einfach nicht voran: Streit um Aussagen

Der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Entführer von Adelinas Stiefvater Sergej Z. tritt weiter auf der Stelle. Nachdem der Stiefvater und Hauptbelastungszeuge am ersten Verhandlungstag die Aussage verweigert hatte, stritten sich gestern Anwälte und Richter am Landgericht hauptsächlich darüber, inwieweit Z.s Aussagen vor Gericht zu verwerten seien.

Das Problem: Auf die Aussagen von Z., der offensichtlich am 1. Oktober 2001 entführt und gefoltert wurde, stützt sich die Anklage. Der Staatsanwalt vermutet, die beiden beklagten Russlanddeutschen hätten durch die Entführung ein Geständnis erpressen wollen, dass Z. Adelina getötet hat. Er soll zu einem Brief gezwungen worden sein, in dem er sich und zwei weitere Personen beschuldigte, an der Entführung Adelinas beteiligt gewesen sein.

Während die Rechtsanwälte von einem „kompletten Verwertungsverbot“ ausgingen, beharrte Richter Klaus-Dieter Schromek auf seiner Auffassung, Z.s Aussagen seien teilweise doch vor Gericht zu verwerten. Konkret: Alles, was Z. bis zur Inanspruchnahme des Zeugnisverweigerungsrechts ausgesagt hat, soll doch ins Verfahren einfließen können. Prozessbeobachter mutmaßen, Drohungen in einer Verhandlungspause haben Z. zum Schweigen verdonnert. Z. selbst hatte betont, er wolle mit weiteren Aussagen nicht seine Ex-Frau, die Mutter Adelinas, und damit seine Tochter in Schwierigkeiten bringen.

Letzte Hoffnung des Gerichts ist nun die Mutter Adelinas selbst, die kommenden Dienstag vernommen werden soll. ksc