GEGEN STOIBERS FAMILIENDUSELEI IST SCHRÖDER MACHTLOS: Quittung für den Macho-Kanzler
Die Frauen-Union macht eine Demo für den Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber. Das könnte Gerhard Schröder nicht passieren. Nicht nur, weil Unionsfrauen disziplinierter sind als Sozialdemokratinnen. Nein, zwischen Stoiber und den Unionsdamen besteht ein Einverständnis, von dem Schröder nur träumen kann. Und das, obwohl Stoiber der Frauen-Union einiges zugemutet hat.
Keine der Damen, die seit Jahr und Tag Kompetenz in der Frauen- und Familienpolitik ansammeln, hat vergnügt gesehen, dass plötzlich Katherina Reiche diese Kompetenz in Stoibers Team verkörpern sollte. Zum zweiten Mal brüskiert ein Unionsführer die Frauen-Union, indem er ein Küken an ihr vorbei befördert. Reiche wird sich ebenso leicht disziplinieren lassen wie Claudia Nolte vor ihr. Damit gibt man sich modern und hat zugleich die erfahrene Süssmuth-Generation elegant ausgespart. Dennoch halten die Frauen zu Stoiber. Denn sie wollen frauenpolitisch ohnehin nur eins: gut versorgt sein. Etwa mit dem Familiengeld. In der Familienideologie sind sich die Unionsfrauen mit ihrem Kandidaten einig. Sie „akzeptieren“, dass es Frauen gibt, die arbeiten wollen – ihr Leitbild ist das nicht. Wenigstens eine Zeit lang soll die Frau zu Hause bleiben, deshalb will die Union etwa das Teilzeitgesetz für alle zurückfahren auf ein Teilzeitrecht „für Mütter“. Auch die Frauen der Union wollen die „Unterschiede zwischen Mann und Frau“ beibehalten – und damit eine patriarchale Grundstruktur. Die SPD dagegen hätte eigentlich Moderneres zu bieten: gleiches Recht auf Arbeit, gleiches Recht auf Teilzeit, Männer in die Erziehung. Nur: Schröder steht nicht für diese Ideale.
Die Stoiber-Family repräsentiert das Familienbild der Union – aber Schröder mit seiner Haus-Doris nicht das der SPD. Mehrfach hat der Kanzler klar gemacht, dass das Familien- und Frauengedöns ihm nicht wichtig sind. Am deutlichsten wurden das mit der Beerdigung des Gleichstellungsgesetzes. Für das Alternativmodell der SPD, den Abbau der Geschlechterhierarchie, hat er sich erst eingesetzt, als er getrieben wurde – von der Demografie, von Pisa und … der Union. HEIDE OESTREICH
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