: Wenig Lust auf Bankgesellschaft
Der NordLB-Aufsichtsrat konnte sich nicht auf ein Übernahmeangebot an die Berliner einigen. Niedersachsen spricht von „indikativer Interessebekundung“ und lässt größte Vorsicht walten. Weitere Beratungen in den nächsten Tagen
Über fünf Stunden tagte der Aufsichtsrat der NordLB am Mittwochabend im nagelneuen Glaspalast des Geldhauses in Hannover. Allein das Übernahmeangebot für die angeschlagene Bankgesellschaft Berlin stand auf der Tagesordnung der Sondersitzung des 30-köpfigen Aufsichtsgremiums. Am Ende war nicht nur die bereits vorbereitete Presseerklärung reif für den Papierkorb, auch die Chancen für ein weiteres Engagement der NordLB in Berlin hatten sich drastisch vermindert. Der Aufsichtsrat der NordLB verständigte sich statt auf ein konkretes Angebot lediglich auf eine „Empfehlung für eine indikative Interessebekundung für die Bankgesellschaft“.
Die Frist, bis zu der in Berlin Angebote für die Bankgesellschaft abzugeben sind, läuft am 14. August aus. Interesse an dem angeschlagenen Geldinstitut hatte die NordLB, die mit knapp 11 Prozent – nach dem Land Berlin (81 Prozent) – zweitgrößter Anteilseigner der Bankgesellschaft ist, in der Vergangenheit immer wieder bekundet. Der niedersächsische Finanzminister Heiner Aller, zugleich Vorsitzender des NordLB-Aufsichtrats, sprach nach der Sitzung zudem von einer „unverbindlichen“ Interessebekundung. Das Adjektiv „indikativ“, so erfuhr die Presse, bedeute, dass es eine „Indikation“ gebe. An ihr werde die Bekundung ausgerichtet, fügte Aller noch einschränkend hinzu. Man werde „die Interessen der NordLB in den Mittelpunkt stellen“, lautete die vorsichtige Formulierung. Auch NordLB-Vorstandschef Manfred Bodin sagte, ein „strukturiertes Angebot liegt noch nicht auf dem Tisch“. Man müsse eben noch viele Dinge ausarbeiten.
Selbst über die Interessebekundung müssen die NordLB-Eigentümer, die bei der öffentlich-rechtlichen Bank vornehm „Gewährträger“ heißen, in den kommenden Tagen noch einmal beraten. Die zuständigen Spitzen von Niedersachsen (40 Prozent an der NordLB), Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern (je 10 Prozent) und der Sparkassenverbände der drei Länder sollen allerdings diesmal außerhalb des NordLB-Aufsichtsrats zusammenkommen. In dem Gremium selbst blieben am Mittwoch vor allem die Ergebnisse der Unternehmensbewertung strittig, für die das Land Berlin bislang allen Interessenten nur eingeschränkten Einblick in die Bücher der Bankgesellschaft gewährt hat. Weitere Risiken wurden vor allem im Immobilienbereich vermutet. Wie gestern verlautete, gab es vor allem beim zweitgrößten NordLB-Eigner, dem Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverband (26,6 Prozent) Befürchtungen und Widerstände gegen ein konkretes Kaufangebot. Aller hat Hoffnungen auf eine Übernahme allerdings noch nicht gänzlich aufgegeben. Er vermutet, dass auch die anderen Interessenten bei der Bankgesellschaft Vorsicht walten lassen. Schließlich habe nicht nur die NordLB das angeschlagene Geldinstitut einer Bewertung unterzogen, sagte er. Im Finanzministerium in Hannover fürchtet man, dass es um die Zukunft der NordLB auf Dauer auch nicht rosig bestellt ist, wenn sie nach dem Scheitern ihrer Berlin-Pläne endgültig Regionalbank bleiben muss. JÜRGEN VOGES
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