: Volksbildung statt Kunst
Die Volkshochschule bekommt vielleicht bald die langersehnte Zentrale am Wandrahm und hat jetzt schon ein eigenes EDV-Bildungszentrum gegenüber dem Hauptbahnhof
„Seit Jahrzehnten ist dies hier das erste Mal, dass die Volkshochschule neue, erwachsenengerechte und behindertengerechte Räume bekommt. Das kommt einem Wunder gleich.“ So freute sich gestern die Bremer VHS-Chefin Barbara Loer bei der Eröffnung des niegelnagelneuen EDV-Bildungszentrums der VHS am Breitenweg, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof.
Die Direktorin wertet die 1.250 dazu gewonnenen Quadratmeter „als einen Anfang“. Der nächste Schritt aus der Platznot der Volkshochschule seien die neuen Räume in den Regionalzentren in Bremen-Süd und -West – an der Theodor Billroth-Straße in Kattenturm und in der Alten Feuerwache Sechs in Gröpelingen.
Ein zusätzliches Schmankerl hatte sich die Direktorin aber bis zum Schluss aufgehoben: Sie steckt derzeit in „heftigen Vorverhandlungen mit der Hochschule für Künste über das Gebäude am Wandrahm“, sagte Loer. Sollte sie erfolgreich sein, könnte die VHS eine ihrer größten Sorgen los werden und endlich die langersehnte Zentrale bekommen. Rückendeckung für das Projekt „VHS-Zentrale“ bekommt sie von Kultursenator Kuno Böse (CDU). Fehlt nur noch das Geld für die Umbaukosten.
Zur Zeit zersplittert sich die VHS auf sage und schreibe 230 Dependancen in der Stadt. „Das leistet sich keine andere deutschsprachige Großstadt: eine Volkshochschule ohne zentralen Veranstaltungsort“, veranschaulicht Loer die Situation ihrer Institution. Und ergänzt mit Nachdruck: „Damit nimmt Bremen sich was, auch stadtentwicklungspolitisch.“
Wenn alles nach Loers Wünschen laufen würde, könnten die Renovierer im Herbst 2003 am Wandrahm anfangen – sobald der letzte HfK-Umzugskarton aus den Räumen getragen ist.
Im neuen EDV-Bildungszentrum kann die VHS jetzt ihre Computerkurse, von den Grundlagen bis zur Multimedia-Weiterbildung, an einem Ort veranstalten. Über 90 Computer verteilen sich auf sieben Computerlabore, sechs weitere Seminarräume sind netzwerkfähig.
Barbara Loer liegt die Lernatmosphäre am Herzen: „Wenn Erwachsene lernen, tun sie das in der Regel freiwillig, das verlangt nach einem angenehmen Ambiente.“ Das VHS-Motto „Lernen macht Spaß“ funktioniere nicht, wenn Erwachsene sich auf Grundschulstühlchen quetschen müssten, erklärt sie ihre Sorge um „erwachsenengerechte Räume“. Am Breitenweg sind die königsblau gepolsterten Stühle hoch genug, ein Hauch von Teppichkleber liegt noch in der Luft. Auch auf Augenhöhe mit den vorbeirauschenden Autos auf der Hochstraße ist es in den Seminarräumen leise – bis man ein Fenster öffnet. Drinnen ist es hell, und die sechs Stockwerke sind mit einem mittlerweile rollipassenden Aufzug zu erreichen. Zum ersten Mal kann die Bildungsinstitution ihren Lernbegierigen auch eine Cafeteria bieten, was vor allem die BildungsurlauberInnen freuen dürfte.
Investive Mittel musste die VHS für ihr neues EDV-Zentrum nicht einwerben. Der dortige Ausbau –Dauer: Ein gutes halbes Jahr– hat runde 1,2 Millionen Euro gekostet, die die Vermögens- und Verwaltungsgesellschaft Meag trägt. Die VHS ist jetzt Mieterin der Meag für die nächsten 15 Jahre.
Ulrike Bendrat
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