: Die Ex-UÇK im Visier
Mit Festnahmen gehen UN-Mission und KFOR im Kosovo gegen frühere UÇK-Kommandanten vor. Aktion wird als Anti-Terror-Kampf deklariert
von ERICH RATHFELDER
Angekündigt waren Aktionen gegen kosovo-albanische Extremisten und Kriminelle schon seit einigen Monaten. Der Chef der UN-Mission im Kosovo, Michael Steiner, erklärte im Frühjahr, die Kriminalität sei ein Haupthindernis für eine demokratische Entwicklung im Kosovo, die Mafia müsse zerschlagen werden. Jetzt folgten Taten. Binnen 24 Stunden nahm die UN-Polizei einen Ex-UÇK-Kommandeur fest, ein anderer wurde vom Generalstaatsanwalt angeklagt und sechs weitere Personen festgesetzt. Weiter gelang es der KFOR-Friedenstruppe, an der Grenze nach Mazedonien am Montag drei Personen festzunehmen, die in Waffenschmuggel verwickelt sein sollen.
Erstmals brachte die KFOR ihre Aktion an der Grenze in Zusammenhang mit dem Kampf gegen Terrorismus. „Der Einsatz“, so eine Stellungnahme, „wurde als Teil des weltweiten Kampfes gegen den Terrorismus geführt.“ Kosovo sei kein Versteck für „Extremismus und illegale Aktivitäten“. Damit stellt die KFOR klar, dass sie dem Transport von Waffen und Munition nach Mazedonien nicht zusehen werde.
Schon vorige Woche nahmen US-Soldaten 19 Personen fest, bei denen Waffen gefunden wurden. Bei den verhafteten und anklagten ehemaligen UÇK-Kommandanten handelt es sich um Rrustem Mustafa und Ramush Harandinaj. Rrustem Mustafa, Ex-Kommandeur der UÇK-Einheiten von Podujevo im Osten Kosovos, werden vom UN-Staatsanwalt Folter und Mord vorgeworfen. Mustafa, der im Krieg gegen die Serben 1998/99 einen legendären Ruf genoss, hat nach dem Krieg versucht, Geld von Geschäftsleuten zu erpressen. In Prishtina sollen er und seine Leute in Mafiamanier ganze Stadtviertel beherrscht haben.
Der gleiche Vorwurf trifft auch Ramush Harandinaj. Der Kommandeur, nach Hashim Thaci wichtigster Mann in der UÇK 1998/99, kämpfte in der Region Dukagjin in Westkosovo. Nach dem Krieg soll der heute 34-Jährige die Geschäftsleute „seiner Region“ zur Kasse gebeten haben. Wer nicht spurte, wurde bedroht, berichten Gewährsleute aus der Region. Angeklagt ist er mit sechs Personen aber nur wegen einer Auseinandersetzung in Strelce mit einer albanischen Familie im Jahre 2000.
Der Grund könnte sein, dass Harandinaj sich nach diesem Zwischenfall zu einem Liberalen mauserte, den die Vertreter der internationalen Gemeinschaft hätschelten. Seine Partei AAK (Allianz für die Zukunft Kosovas) wurde bei den Wahlen 2001 drittstärkste Kraft unter den Albanern Kosovos. Einseitig möchte die UN-Mission ihre Aktion nicht sehen. Auch der serbische extremistische Politiker Milan Ivanović aus Kosovska-Mitrovica sollte vorige Woche verhaftet werden. Er konnte untertauchen.
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