: Zivile Schiffe für den Kriegseinsatz
US-Regierung mietet bei der dänischen Reederei Maersk acht Schiffe für den Transport von Fahrzeugen. Sie sollen ab November für den Irak-Einsatz bereitstehen. Rechtsliberale Regierung in Kopenhagen begrüßt das gute Geschäft
aus Stockholm REINHARD WOLFF
Das Pentagon steht derzeit in Verhandlungen mit mehreren großen skandinavischen Reedereien, um Schiffsraum für militärische Transporte in den Persischen Golf anzumieten. Vertragszeit: ab November diesen Jahres. Einen Vertragsabschluss bestätigt hat die dänische „Maersk Sealand“-Reederei.
Für 220 Millionen Dollar hat das Military Sealift Command der USA acht Roll-on-Roll-off-(Ro-Ro)-Schiffe von Maersk angemietet, die auf der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean bereitgehalten werden sollen, um von dort Munition und Militärfahrzeuge für einen möglichen Kriegseinsatz im Irak zu transportieren. Maersk war bereits ohne diesen Vertrag mit bislang 25 Schiffen der größte zivile Vertragspartner des Pentagon, was die Bereitstellung von Schiffsraum für das so genannte „Maritim Security Programm“ angeht.
Nach Informationen des schwedischen Rundfunks steht eine weitere Großreederei, die schwedisch-norwegische Wallenius-Wilhelmsen, in Verhandlungen mit dem Pentagon für die Vermietung von Schiffsraum. Hier soll es sich um einige der dreizehn normalerweise für Autotransporte eingesetzte Ro-Ro-Schiffe handeln, deren Decks bereits extra verstärkt worden sind, um auch schwere Lasten wie Panzer transportieren zu können.
In Dänemark hat die Tatsache, dass der A.P. Møller-Konzern, welchem Maersk gehört, sich derart für einen möglichen Irak-Krieg einspannen lässt, Kritik seitens der Linkssozialisten geweckt. Deren außenpolitischer Sprecher Villy Søvndal: „Es ist zutiefst problematisch, wenn das größte Unternehmen unseres Landes Geschäfte betreibt, die möglicherweise im direkten Gegensatz zu unserer außenpolitischen Linie liegen.“ Der Friedens- und Konfliktforscher Bjørn Møller sieht eine ähnliche Gefahr, dass Dänemark gegen seinen Willen mehr in einen Irak-Krieg hineingezogen werden könnte, als es offizielle Politik des Landes sei: „Wird Dänemark sich gegen einen solchen Krieg aussprechen, ist es ein großes Problem, wenn Maersk für eine der kriegführenden Parteien Nachschub liefert.“
Für Maersk und andere Reedereien ist das Pentagon-Geschäft vor allem wegen der gezahlten Frachtraten, die nach Einschätzung von Experten drei- bis vierfach über der Normalheuer liegen, interessant. Das scheint auch für die dänische Regierung der Maßstab zu sein, wenn sie sich in keinster Weise in die Kriegsgeschäfte des dänischen Unternehmens einmischen will. Troels Lund Poulsen, außenpolitischer Sprecher der Venstre-Partei von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen, meinte gar, die Regierung habe Grund, Maersk zu dem guten Geschäft zu gratulieren. „Mit einem dänischen Kriegsengagement hat dies nichts zu tun.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen