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Beat Generation

Provokation, Anarchie und Rebellion: Das sind die zentralen Themen der Beat Generation. In ihren Werken wenden sie sich kategorisch gegen die bürgerliche Gesellschaft und deren Scheinmoral. Allan Ginsberg, einer ihrer Protagonisten, stellte fest: „Amerika ist mit Lügen bedeckt.“

Die Lebenserfahrungen von Ginsberg und Freunden mündeten in Geschichten über Außenseitertum schlechthin. Anfangs betrachteten sich die Schriftsteller nur als Vorreiter einer neuen literarischen Bewegung, bald aber erkannten viele ihrer Leser in deren Büchern ein neues Lebensgefühl. Mit ihrer radikalen Subjektivität, der Lust am Reisen, ausschweifenden Lebensweisen und der Abneigung, einem Vierzigstundenjob nachzugehen, provozierten sie den Missmut der bürgerlichen Gesellschaft.

Jack Kerouac, geboren 1922, arbeitete zunächst mehrere Jahre bei der Handelsmarine, bevor er zu schreiben begann. Mit einem Freund reiste er dann kreuz und quer durch Amerika. Die Erlebnisse auf diesen Reisen schrieb er in On The Road (deutsch: „Unterwegs“) nieder: Der Titel avancierte zur Kernzeile einer ganzen Generation: Bleib nie stehen, finde heraus, was dein Weg ist.

Er entwickelte einen eigenen Stil, der Satzbau war der Jazzmusik nachgebildet. Wie im Jazz sollte die Länge der Atemzüge die rhythmische Maßeinheit für die Wörter sein. „On The Road“, 1957 veröffentlicht, wurde ein Bestseller. Genießen konnte Kerouac den Erfolg aber nicht, alkoholkrank ohnehin, litt er unter Depressionen. Er starb im Alter von 47 Jahren.

William S. Burroughs, geboren 1914, widersprach mit seinem Leben am radikalsten bürgerlichen Konventionen. Er lebte seine Homosexualität aus, geriet in seinen jüngeren Jahren in kleinkriminelle Kreise und war viele Jahre lang heroinsüchtig.

Als sein bestes Werk gilt Naked Lunch, in dem er seine Drogenerfahrungen und den (durch ihn verschuldeten) Tod seiner Freundin darstellte. Auch viele Rockgruppen, so Steely Dan oder Soft Machine, griffen auf Texte Burroughs’ zurück.

Allan Ginsberg, geboren 1922, war der politischste Kopf unter den Beatniks. Es gab kaum ein politisches Ereignis, an dem er nicht beteiligt war. 1965 war er mitverantwortlich für die erste Pro-Cannabis-Demonstration in New York. Auch seine Kritik am Vietnamkrieg machte ihn bei der US-Regierung unbeliebt. Sie ließ ihn durch das FBI überwachen.

Sein Gedicht Howl wurde zum poetischen Signum der Beatliteratur, weil es mit allen Regeln eines klassischen Poems bricht. Es wendet sich gegen ein Amerika, das die Atombombe einsetzt und in dem gegen Intellektuelle gehetzt wird. Ginsberg starb 1997, mittlerweile auch von der bürgerlichen Kultur anerkannt.

In Deutschland fand die Literatur der Beat Generation spätestens Ende der Sechzigerjahre Beachtung, wenn auch nicht in gleichem Maße wie die Klassiker der zeitgenössischen Bohème, die Erzeugnisse der französischen Existenzialisten um Jean-Paul Sartre und Albert Camus.

Was sie einte, war ein antibürgerlicher und verächtlicher Gestus aller sinnfreier Vergnügungskultur gegenüber – alles in allem kondensiert in einer Haltung der Weltverachtung und Lebensskepsis. ANGELIKA FRIEDL

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