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Geköpfte kasachische Hunde

In Zentralasien machen Polizisten und Politiker den Journalisten das Leben schwer

TASCHKENT taz ■ In Almaty in Kasachstan wurde Freitagnacht ein prominenter Journalist krankenhausreif geprügelt – von drei hochrangigen Polizisten. Der unabhängige Internet-Nachrichtendienst „Kazakhstan Today“ kam gestern auf ihre Spur, weil sie ein auf die Polizei zugelassenes Auto benutzten. Sie hatten dem bekannten Fernsehmoderator Artur Platonow aufgelauert, ihm die Nase gebrochen und einige Zähne locker geschlagen, bis ihm schließlich sein Vater zu Hilfe kam.

Platonow ist Moderator der Polit-Talkshow „Porträt der Woche“ des privaten Senders Khabar TV und außerdem Vorsitzender des unabhängigen kasachischen Journalistenverbandes. In seiner Sendung hatte er mehrmals Übergriffe der Sicherheitskräfte angeprangert und deshalb schon anonyme Drohungen bekommen. Der Angriff auf Platonow ist der jüngste Vorfall einer Serie von Überfällen und Verhaftungen kasachischer Oppositionspolitiker und unabhängiger Journalisten. Besonders gereizt zeigt sich die Regierung des zentralasiatischen Landes seit der Gründung der Oppositionspartei Demokratische Wahl (DWK) im vergangenen November. In ihr vereinigten sich junge reformorientierte Politiker aus der regierenden Vaterlandspartei und Geschäftsleute, die mit der Wirtschaftspolitik des Präsidenten Nursultan Nasarbajew unzufrieden waren. Alle Mitglieder, darunter der stellvertretende Premierminister und der Energieminister, wurden sofort aus ihren Ämtern entlassen. Die Situation eskalierte, als im März erste Berichte über geheime Schweizer Konten in den Medien auftauchten. Die Regierung musste einräumen, dass sie eine Milliarde US-Dollar in die Schweiz transferiert hatte. Bald darauf begannen die Angriffe auf die Medien.

Irina Petruschowa, die Chefredakteurin der Tageszeitung Respublika, die ausführlich über die Affäre berichtet hatte, fand im Mai einen Trauerkranz in der Post und bald darauf einen geköpften Hund in ihrem Büro. Ein paar Tage später zerstörte eine Brandbombe das Büro der Zeitung. Die Journalistin ist inzwischen wegen Verbreitung falscher Nachrichten angeklagt, ihre Zeitung wurde geschlossen. Außerdem starb die Tochter ihrer Vorgängerin Lira Bayestowa unter mysteriösen Umständen – auch sie hatte ausführlich über die Schweizer Konten berichtet. Die Journalisten-Lobbygruppe „Reporter sans Frontières“ beteiligt sich an der Untersuchung dieses Falles. Der Angriff am Freitag auf den Talkshowmoderator Platonow ist besonders heikel, weil sein Fernsehsender dem Schwiegersohn des Präsidenten, Rachat Alijew, unterstehen soll. Beobachter glauben, dass die Präsidententochter Dariga Nasarbajew mehr oder weniger verdeckt den Großteil der kasachischen Medienlandschaft kontrolliert. Ihr Mann Alijew war bis vergangenen November noch stellvertretender Chef des Komitees für Staatssicherheit, der Nachfolgeorganisation des KGB. Inzwischen wurde er jedoch zum Botschafter in Wien degradiert, offenbar weil der Präsident glaubte, er habe sich an Putschplänen gegen ihn beteiligt.

PETER BÖHM

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