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Guido und sein Buch

Die FDP verkauft ihr Wahlprogramm als Taschenbuch: 235 Seiten gibt es für 6,95 Euro, erste Auflage 7.000 Stück

BERLIN taz ■ Überall ist dieses Plakat zu sehen. Guido Westerwelle lächelt schwarz-weiß, und daneben steht gelb: „Die Zeit ist reif.“ Doch wofür – das wurde den Betrachtern erst gestern klar. Die FDP hatte eine Idee, auf die ist bisher noch keine Partei gekommen: Sie hat ihr Wahlprogramm als Taschenbuch herausgebracht.

Andere Parteien erstellen kostenlose Broschüren und sind schon dankbar, wenn sich ein Bürger nicht weigert, das Heftchen in der Fußgängerzone entgegenzunehmen. Nicht so die FDP: Sie kennt keine Bescheidenheit: 6,95 Euro kosten die liberalen Wahlversprechen.

Aber dafür gibt es ja auch ein richtiges Taschenbuch. Damit man die 235 Seiten nicht etwa mit einer läppischen Broschüre verwechselt, heißt es zur Sicherheit: „Mein Buch zur Wahl“.

Dieses „mein“ meint übrigens Guido Westerwelle. Denn das echte Buch hat nicht nur einen echten Preis, sondern auch einen echten Herausgeber: den Parteivorsitzenden der Liberalen, der damit die Zahl seiner lieferbaren Bücher auf drei erhöht hat. Außerdem gibt es einen echten Verlag: Econ in München.

Und wie es sich für ein ordentliches Taschenbuch gehört, ist die Auflage umfangreich: 7.000 Stück. „Ein Anfang“, präzisierte Westerwelle gestern, der sich einen Nachdruck vorstellen kann. Aber warum sollte ein Taschenbuch interessieren, wenn sich der Inhalt umsonst im Internet lesen lässt? „Es ist ein ungewöhnliches Buch“, das findet auch Econ.

Westerwelle wird wohl Recht behalten, dass es „mutig ist, sich dem Wettbewerb in den Buchhandlungen zu stellen“. Trotzdem ist nicht anzunehmen, dass sich das Parteiprogramm bald auf den Ramschtischen wiederfindet. Dies wird die FDP zu vermeiden wissen. Wozu gibt es denn die Mitglieder – wenn nicht, um sie kostenlos mit einem Taschenbuch aus der Zentrale zu beglücken? Entsprechende „Absichtserklärungen“ gebe es, so Econ. ULRIKE HERRMANN

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