: Irak lädt zum Fabrikbesuch
Journalisten besichtigen Anlage, in der angeblich Biowaffen hergestellt wurden
BAGDAD/NEW YORK ap ■ Die irakische Regierung hat gestern Journalisten zu einer Fabrik geführt, bei der es sich nach US-Vermutungen um eine Biowaffenanlage handeln könnte. Es war bereits die zweite derartige Tour in diesem Monat, mit der die Regierung die internationale Gemeinschaft überzeugen möchte, dass alle Vorwürfe der USA, Irak würde Massenvernichtungswaffen herstellen, falsch sind.
Am Eingang zum Komplex, der nach irakischen Angaben im Golfkrieg 1991 zerstört und später von einer französischen Firma wiederaufgebaut wurde, steht: „El-Tadschi-Läden, staatliche Handelsgesellschaft für Lebensmittel“. Im Innern liegen 50-Kilo-Säcke mit Reis und Zucker sowie Milchkisten. Den Aufschriften zufolge wurden sie im Rahmen des UN-Programms importiert. Zu den US-Vermutungen, aus der Anlage seien Biowaffen geschafft worden, sagte Handelsminister Mehdi Saleh, die Laster hätten Lebensmittel zu Verteilzentren gebracht. Wenn die Amerikaner ihre Satellitenaufnahmen vergrößerten, könnten sie die Aufschrift auf den Milchkartons lesen.
Fast zeitgleich endeckten die USA angeblich eine neue Chemieanlage. Araber mit Verbindungen zu al-Qaida hätten dort biologische Kampfstoffe in einer kleinen Anlage im Norden Iraks getestet. Wie ein Regierungsbeamter sagte, liege die Anlage im irakischen Kurdengebiet im Norden, das nicht unter der Kontrolle von Iraks Präsident Saddam Hussein stehe. Der US-Geheimdienst habe Grund zu der Annahme, dass es sich um eine Art Labor für Experimente mit Chemie- und Biowaffen handele, sagte der Gewährsmann. Ihm zufolge gibt es keine Beweise für eine Verstrickung Saddams.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen