Alles im Fluss

Chemikalien und Fäkalien strömen durch die Elbe in die Nordsee

Einen Giftcocktail befürchten Umweltschutzorganisationen durch das Hochwasser der Elbe. Unzählige Chemikalien seien aus Firmen, Lagerhallen und Deponien sowie Fäkalien aus Kläranlagen ausgewaschen worden, warnte die Aktionskonferenz Nordsee (AKN). Allein in Dresden flössen zurzeit die Abwässer von 500.000 Menschen und allen Industrieunternehmen ungeklärt in die Elbe. Hinzu kommen unabsehbare Gefahren durch mehrere Millionen Tonnen ausgelaufenes Heizöl und Benzin. Dadurch seien das Grundwasser sowie alle anderen Gewässer stromabwärts bedroht.

Nach Angaben von Greenpeace ist das Elbewasser in hohem Maße mit Dioxinen, Quecksilber, Tributylzinn und vielen noch unbekannten Chemikalien verseucht. Die Hamburger Umweltschutzorganisation hat im gesamten Hochwassergebiet Wasserproben entnommen, die zurzeit ausgewertet werden. Die Analysen sollen in ein paar Tagen vorliegen.

Neben den Überschwemmungsgebieten an der Elbe seien vor allem das Wattenmeer vor der niedersächsischen und der schleswig-holsteinischen Küste gefährdet. Überall dort, wo sich die Flutwelle verlangsame, werde sich die Giftfracht absetzen. Während die Elbe mehrere Jahre brauchen werde, „um sich zu putzen“, rechnet Greenpeace mit erheblich langwierigeren Folgen für das Wattenmeer wegen der geringeren Fließgeschwindigkeit. Problematisch werde es auch für die Landwirtschaft in den Überschwemmungsgebieten.

Nur begrenzte Folgen für die Fische im Fluss erwartet hingegen Thomas Gaumert, Fischereibiologe der Wassergütestelle Elbe in Hamburg. „Ich erwarte höchstens ein leichtes Fischsterben.“ Besorgnis erregend sei das Absinken des Sauerstoffgehalts. Bei Schnackenburg war der Sauerstoffgehalt vor dem Hochwasser mit 10 bis 12 Milligramm pro Liter optimal: „Jetzt haben wir dort nur noch 3 Milligramm“, sagt Gaumert. DPA/SMV