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Senat zahlt für teure Beginen-Kita

Das Sozialressort zahlt jeden Monat 4.500 Euro für die Räume, in denen eigentlich eine Kita im Beginenhof eingerichtet werden sollte. Aber es gibt keinen Bedarf in der Neustadt – schon gar nicht für Räume, die elf Euro pro Quadratmeter kosten

Seit Juli muss der Sozialsenator für mehr als 150 leer stehende Quadratmeter im Bremer Frauen-Projekt Beginenhof die Miete direkt zahlen. Das war vor einem Jahre als Finanzhilfe für das klamme Projekt gut gemeint gewesen. 800.000 Euro (1,6 Mio. Mark) war die Zusage des Sozialressorts wert: Ein Kindergarten sollte die Räume nutzen. Bürgermeister Henning Scherf (SPD) hatte sich beim Beginenhof-Projekt „ins Gelingen verliebt“. Also unterschrieb das Sozialressort einen Mietvertrag auf 15 Jahre. Aber bis heute spielt kein Kind in den Räumen, im Stadtteil gibt es keinen Bedarf an einer zusätzlichen Kita. Und in den nächsten Jahren wird die Zahl der Kinder eher sinken, sagen die Bevölkerungsprognosen.

Urprünglich war das Deutsche Rote Kreuz (DRK) angesprochen worden, ob es nicht eine Kindereinrichtung dort betreiben wollte. Es gab Anmeldungen, aber wegen des Konkursverfahrens verzögerte sich die Zusage, die Kinder wurden dann bei anderen Adressen in der Neustadt untergebracht. Seitdem sucht Lothar Dräger vom Sozialressort verzweifelt nach einem Ersatzmieter. Das Netzwerk Selbsthilfe war im Gespräch, der Verbund Bremer Krabbelgruppe, oder das Haus der Familie. Das Problem: Alle diese Sozial-Einrichtungen haben eigentlich kein Geld, und das Sozialressort zahlt 4.500 Euro Miete jeden Monat für die leerstehenden Räume im Beginenhof. „Ich muss den Preis nicht unbedingt weitergeben“, sagt Dräger, aber schön wäre es eben doch, wenn die Räume ohne direkt erkennbaren Zuschuss aus dem Haushalt des Sozialressorts weitervermietet werden könnten. Bei einem Mieter Rotes Kreuz wäre der Zuschuss nicht auffällig gewesen: Das DRK bekommt für seine Kindergarten-Einrichtungen die volle Miete erstattet – vom Sozialressort. Bei anderen Sozial-Einrichtungen ist die Behörde nicht so großzügig und gibt Miet-Obergrenzen an, die deutlich unter dem Niveau dessen liegen, was dem Beginnhof zugeschanzt werden sollte.

Vor ein paar Wochen sprach Dräger dann den Verein „Kinderhaus Kodakistan“ an, der derzeit Räume am Buntentorsteinweg nutzt. Eine Kindergartengruppe mit 15 Kindern, eine Hortgruppe und eine Krabbelgruppe gehören zu dem privaten Verein, die Elternbeiträge sind saftig, der Mietzuschuss der Sozialbehörde liegt knapp über 1.000 Euro. „Wir hatten eigentlich nichts anderes gesucht“, sagt Vereinsvorstand Uwe Lange. Zwar seien die neuen Räume schöner als die alten, aber es gebe keinen Garten zum Toben hinter dem Haus, „der Spielhof im Beginenhof ist klein und da hallt es furchtbar“ – Konflikte mit den Bewohnerinnen sind programmiert. Für ein Kinderhaus sind die Räume also nicht ideal. Probleme hatte „Kodakistan“ aber vor allem mit dem Mietpreis. Auf einer Mitgliederversammlung wurde der Fall beraten, die Eltern, die die höhere Miete mit höheren Elternbeiträgen zahlen müssten, entschieden: 2.300 Euro inklusive aller Nebenkosten darf die Miete betragen, mehr nicht. Ein Mietvertrag über 15 Jahre kommt für den Verein natürlich nicht in Frage.

Die Sozialbehörde hat nun ein Problem. Die Räume würden sich leicht mit Krabbelgruppen füllen lassen, aber dafür gibt es kein Geld im Etat. Wenn „Kodakistan“ zum Umzug überredet werden soll, muss das Ressort mehr als die Hälfte der Miete direkt zuschießen. Und Kinder sollten hinein in die Räume, „ich würde mir das schon wünschen“, sagt Dräger. Das war jedenfalls die Idee gewesen. K. W.

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