: Berge und Boliden
Die Natur ist ein Highlight der Verbrauchermesse „Du und Deine Welt“ – die Formel Eins ein anderes. Erleben zählt: Besucher können Rennen fahren und danach Quellwasser trinken
von GERNOT KNÖDLER
Wer sich auf den „Pfad der Sinne“ begibt, weiß gleich, was uns blüht. Der Weg in die Sonderausstellung zum Internationalen Jahr der Berge 2002 führt über eine Wippe. „Was kann ich tun, um das Gleichgewicht zu halten?“, soll sich der Besucher fragen. Denn auch das ökologische Gleichgewicht vieler Gebirgsregionen steht auf der Kippe: Die Alpen werden überschwemmt von Touristen, während die kleinbäuerliche Landwirtschaft am globalisierten Agrarmarkt zugrunde geht. Anderswo werden Bergwälder abgeholzt und Siedlungen auf erosionsgefährdete Hänge gebaut.
Was die Menschheit durch diesen rüden Umgang zu verlieren droht, versucht die Wanderausstellung des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf der Messe „Du und Deine Welt“ zu verdeutlichen. Als Kontrastprogramm bietet die Messe echte Formel-Eins-Rennwagen zum Selberfahren, An-die-Decke-Radeln und Konsum-Optionen aus allen Bereichen des Lebens.
Der „Pfad der Sinne“ führt durch einen Wald von Zitaten mit Denkanstößen von Prominenten. Der Biathlet Ricco Gross zum Beispiel gab im Vorab-Interview ebenso schlichte wie durchschlagende Tipps: „Wenn da Serpentinen sind, dann soll man diese Wege auch gehen. Alles, was da an Abkürzung genommen wird, stößt irgendwo an Flora und Fauna.“ Gross stammt aus dem bayerischen Ruhpolding. Er weiß sanften Tourismus zu schätzen.
Es gibt eine Duft- und Tastgalerie, wo Rinde befühlt und Quellwasser verkostet werden kann. Fürs große Ganze gibt es eine Panorama-Schaukel. Am Ende darf der Besucher selbst einen Denkanstoß loswerden. Aus den vielen Ideen soll ein Online-Wald entstehen.
Die Messe findet fast zeitgleich mit der Welt-Umweltkonferenz in Johannesburg statt. Der Zukunftsrat und die Umweltbehörde haben deshalb die Geo-Ausstellung „So lebt der Mensch“ auf die Messe geholt: Großformatige Fotos zeigen Familien rund um die Welt mit ihren Besitztümern vor zehn Jahren und heute. Der Zukunftsrat stellte seine „Beratungs- und Transferagentur für erneuerbare Energien in der Entwicklungszusammenarbeit“ (Berta) vor. Daraus entstanden eine Solarlampen-Werkstatt auf Sansibar und eine solare Wasseraufbereitungsanlage in Bangladesch.
Während Greenpeace ebenfalls in Halle eins mit der Scheibe einer 1158 Jahre alten Douglasie gegen die Zerstörung der Urwälder protestiert, darf das Publikum in Halle acht mit Ressourcen aasen, zumindest virtuell: Dort stehen elf Original-Rennwagen aus 25 Jahren Formel-Eins-Geschichte, die benutzt werden dürfen. Die Messe simuliert mit Hilfe der Boliden ein Rennen. Dabei soll eine Team von Besuchern die Reifen wechseln und tanken.
Die Messe mit 950 Ausstellern hat bis 1. September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, am 29. August bis 20 Uhr. Eintritt sechs Euro, ermäßigt 4,50 oder drei Euro.
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