piwik no script img

Bettenburg am Kulturforum

Die Bauverwaltung denkt wieder einmal über die Umgestaltung des Kulturforums nach. Diesmal mit Überlegungen für ein Hotel. Dafür steht Konzept für die Parkanlage am Fuß der Museen auf der Kippe

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das Kulturforum am Kemperplatz gerät wieder einmal ins Visier der Berliner Bauverwaltung. Das bedeutet, wie schon so oft in der Vergangenheit, wenig Gutes. In der kommenden Woche soll im Abgeordnetenhaus erneut beraten werden, wie mit der städtebaulich schwierigen „Insel“ aus Kulturinstitutionen, der historischen Matthäikirche und den Freiflächen weiter verfahren wird.

Problematisch an der Initiative der Strieder-Behörde ist nicht, sich Gedanken um die Zukunft des Kuturforums zu machen, das nach wie vor als unvollendetes zugiges Areal im Schatten des Potsdamer Platzes daherkommt. Gefährlich sind die Pläne von Bausenator Peter Strieder (SPD) auf eine andere Weise: Zum einen setzt Strieder zur Aufbesserung der Haushaltskasse auf den Verkauf dortiger Grundstücke und die Entwicklung eines privat geführten Hotels in der Platzmitte. Zum anderen soll der bestehende Architektur- und Freiflächenentwurf der Münchener Landschaftsarchitekten Christoph und Donata Valentin damit gekippt werden.

Nach Ansicht Strieders sind die früheren Vorstellungen zur „Ergänzung des Kulturforums“ obsolet. Weder sei die Idee, „ein Gästehaus für junge Künstler“ zu bauen, noch, dieses öffentlich zu finanzieren, „zeitgemäß“. Strieder: „Heutzutage geht es um einen profanen Bau eines Hotels“, denn das Kulturforum benötige „benutzerorientiere Einrichtungen“. Dazu sollen landeseigene Grundstücke veräußert und nach einem privaten Bauherrn und Betreiber für die Bettenburg gesucht werden. Zudem hält der Bausenator die Errichtung von gastronomischen Einrichtungen für notwendig, nicht aber die unbedingte Realisierung des existierenden Freiflächenkonzepts.

Unterstützung erhält Strieder von Kultursenator Thomas Flierl (PDS). Nach Ansichts Flierls haben sich „die Prämissen“ – im Gegensatz zu denen vor der Vereinigung – heute „entscheidend verändert“. Weder könne das Kulturforum nach den Ideen seines Erbauers Hans Scharoun als moderne „Stadtlandschaft“ der 60er-Jahre zukünftig entwickelt werden, noch bilde das städtische Quartier weiter einen „kulturellen Brückenkopf Westberlins an der Mauer“. Nach dem Bau des Potsdamer Platzes habe es eine andere und zugleich neue Funktion, so Flierl.

Der Senat strebe deshalb an, ein Konzept zur „Verbesserung des öffentlichen Raums und zur Ergänzung der Nutzungen“ zu entwickeln, das in einem neuen Planungsprozess durchgeführt werden müsse. Die Verwirklichung von „Utopien der Vergangenheit“, so Flierl, gehörte aber nicht dazu.

Kaum jemand in der Stadt wird bezweifeln, dass sich Nutzung und Funktion des Kulturforums seit 1989 geändert haben. Mit der Eröffnung der Gemäldegalerie und der Idee der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Areal zum Zentrum moderner Kunst auszubauen, hat das Forum zudem eine Aufwertung erfahren. Attraktiv ist das Gelände dennoch nicht: Es fehlt an Restaurants und heimeligen Ecken, in denen man sich nach dem Besuch der Museen niederlassen kann.

Zur Eröffnung der Gemäldegalerie hat das Land zwar den Autoparkplatz gegenüber der Staatsbibliothek beseitigt und ein paar Bäume gepflanzt. „Damit ist aber der landschaftsplanerische Entwurf, der die Gestaltung der gesamten Fläche einschließlich einer Änderung der Rampe hinauf zur Gemäldegalerie vorsieht, nicht umgesetzt worden“, sagte Donata Valentin zur taz. Der 1998 entschiedene Wettbewerb habe auf der Brachfläche einen „Baumhain“ vorgesehen. Zudem sei geplant gewesen, vor der Rampe einen rund 150 Meter langen Gebäuderiegel für Restaurants und Dienstleistungen zu bauen und die schräge Fläche zu einer Art „Museumshof“ zu verwandeln.

Valentin zeigte sich verärgert, weil es keine Anstrengungen des Landes gebe, den Parkentwurf zu vollenden, und zudem die Hotelpläne diesen gänzlich zu Fall bringen könnten. Außerdem wies die Landschaftsarchitektin darauf hin, dass die Überlegung, den Eingang der Philharmonie auf die Ostseite hin zur Potsdamer Straße zu verlegen, ebenfalls nicht realisiert worden ist. Die „Gesamtplanung für das Kulturforum“, wie sie vorliege, sagte Valentin, opfere das Land Berlin wohl lieber anderen Interessen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen