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Ein W-Weg wie der O-Weg

Die Planer wollen die neue Hafenvorstadt mit einer großzügigen Zufahrtstraße erschließen. Für die Straßenbahn, die wieder durch das alte Hafenrevier führen soll, wird schon mal Platz gelassen

Vielleicht gehts auch ohne Genehmigung für die Straßenbahn, witzelt ein Planer

Wie das Leben so spielt: Vor dem zweiten Weltkrieg war die Gegend rund um den Überseehafen das, was man heute ein klassisches Mischgebiet nennen würde: Wohnen und arbeiten, eng miteinander verzahnt. Nach 1945 zogen die Stadtplaner eine Linie, die mit einem hohen Zaun bewehrte Freihafengrenze, und sortierten akribisch: Wirtschaft ins Töpfchen, Wohnen ins Kröpfchen. Heute heißt das Kommando: Kehrt, Marsch! Das Hafenbecken ist zugeschüttet. Es soll ein neuer Stadtteil entstehen, in dem sich traditionelles Hafengewerbe mit modernen Dienstleistungen und – man höre und staune – Wohnen mischt.

Aber das Ganze spielt sich hinter der Schnellstraße und der Autobahn nach Oldenburg ab, brutal abgetrennt vom urbanen Leben und dem benachbarten Faulenquartier – einst das Zentrum für den Bremer Westen, wie Verkehrsplaner Wolfgang Kröger vom Amt für Straßen und Verkehr vor dem Beirat Mitte am Montag in Erinnerung rief. Ganz so wie die östliche Vorstadt auf der Ostseite der City. Was also läge näher, als den neuen Stadtteil mit einer einladenden, geraden Zufahrtstraße an die westliche Innenstadt anzubinden? „Ungefähr so wie der Ostertorsteinweg“, sagt Kröger.

Ein bisschen komplizierter wird es aber doch. Führt man nämlich – städtebaulich folgerichtig – die Straße Am Wall einfach in westlicher Richtung geradeaus weiter bis zur Lloydstraße, stößt man auf Beton: Die Ostrampe, die von der Oldenburger Straße herunter führt, muss angehoben werden, damit die neue Straße drunterdurch passt. Für einige Anwohner aus dem Stephaniviertel Anlass zur Sorge: Wird der Lärm zunehmen? An den Lärmschutz habe man gedacht, beruhigt Kröger. Die bestehende Lärmschutzwand soll verlängert werden.

Gegen die Straße selbst mochte indes kaum jemand etwas sagen: Zwei komfortable Autospuren, an den Seiten reichlich Platz für Fußgänger, Radfahrer und „Straßenbegleitgrün“, wie es im Fachjargon heißt.

Aber der Clou ist der Mittelstreifen: Acht Meter breit und rasenbewachsen – und schon mal für die Straßenbahn reserviert. Geht es nach den Planern, soll dort irgendwann die Linie 3 langfahren. Nur planen dürfen sie das nicht: Erst, wenn genug Investoren Baupläne für den neuen Stadtteil vorgelegt haben, kann der Bedarf nachgewiesen werden, um beim Bund Zuschüsse locker zu machen.

Wenn die Bahn denn kommt, dann auf eigenen Wegen: Sie soll in Verlängerung der Faulenstraße diagonal auf die verlängerte Straße Am Wall treffen. Für Autos wird dort aber kein Durchkommen sein, wie Kröger zur Beruhigung der Stephani-BewohnerInnen versichert. Vorher hatte er sie noch kurz erschreckt: „Wir müssen mal sehen, ob wir für die Bahn 1962 eigentlich eine formelle Stilllegung erwirkt haben. Sonst könnten wir sie ohne Genehmigungsverfahren wieder in Betrieb nehmen.“ Nur ein Witz, wie der Verkehrsplaner später klarstellt: Die neue Bahntrasse wird den Verfahrensweg gehen müssen, weil sie mit der alten nicht ganz identisch ist. Ein Stück soll sie sich sogar die Gleise mit der Hafenbahn der ansässigen Industriebetriebe teilen.

Jan Kahlcke

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