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Letzter Zeuge einstiger Pracht

Kinogeschichte mal erlaufen: Beim „Tag des offenen Denkmals“ lässt sich das Filmkunsthaus Babylon erkunden

„Tag des offenen Denkmals“: Führungen durch das Filmkunsthaus Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, am Samstag und Sonntag, 10 und 12 Uhr

Auch beim Filmegucken kommt es auf die Verpackung an. Das ganze Drumherum. Also der Ort, wo man dann im Dunkeln auf die Leinwand schaut. Was schon mehr ist als nur ein zweckmäßiger Wetterschutz, und so lässt sich anhand der Kinobauten genauso eine kinematografische Sozialgeschichte schreiben wie mit den Streifen selbst. Der Umzug von den Kaschemmen des frühen Kintopp-Vergnügens in die glamourösen Filmpaläste markierte den massenhaften Erfolgszug der gesellschaftlichen Abendunterhaltung Kino – die Parzellierung der großen Häuser in die Schuhschachteln in den Siebzigern den Niedergang zwischendurch, mit den heutigen Multiplexen als eine Art historischer Kompromiss, bei dem bereits der Popcorn-Kauf zum Ereignis stilisiert wird.

Zwischen diesen Zeitebenen kann man in Berlin allemal fürs Kinogucken hin- und herswitchen. Welche architektonische Verpackung man halt gerade haben möchte. Eigentlich alles da. Wenn man aber wenigstens einen Abglanz der Kinotriumphe der späten Zwanziger für seinen Filnabend will, muss man doch ins Filmkunsthaus Babylon, letztverbliebener Zeuge dieser Zeit, dessen schwungvoll sachliche Architektur von Hans Poelzig im vorvergangenen Jahr mit – durchaus umstrittenem – Millionenaufwand renoviert wurde.

Beim „Tag des offenen Denkmals“ an diesem Wochenende kommt man im Babylon sogar ein wenig weiter als ansonsten mit der Kinokarte: Am Samstag wird Klaus Meyer-Rogge, der ausführende Architekt, erklärend durchs Haus führen, und am Sonntag Norbert Heuler vom Landesdenkmalamt Berlin. Die Führungen beginnen jeweils um 10 und 12 Uhr; wegen der begrenzten Teilnehmerzahl sollte man sich vorab telefonisch anmelden (2 42 59 69). Eigentlich ein Pflichttermin für Cineasten, die ansonsten auch alles wissen wollen und immer beim Abspann sitzen bleiben.

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