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Keine Axt im Haus

Max Bahr erwirbt für teures Geld Brache in Stellingen, obwohl dort kein Baumarkt gebaut werden darf. Grundstücksspekulation, schimpfen Bezirkspolitiker, die den Einzelhandel schützen wollen

von GERNOT KNÖDLER

Das ehemalige Telekom-Gelände in Stellingen ist ein Sahnestück: an der Auffahrt zur A7 gelegen und mit fünf Hektar groß genug, um ordentlich die Phantasie anzuregen. Passt genau für einen neuen großen Baumarkt, mag sich Dirk Möhrle, Geschäftsführer der Baumarktkette Max Bahr gedacht haben. Zwar war das Gelände im Bebauungsplan nicht als Einzelhandelsfläche ausgewiesen, sondern als Gewerbefläche für Gemeinbedarf. Doch nach dem Wegzug der Telekom sollte das Planrecht ohnehin geändert werden, und einer Investition von 20 Millionen Euro würde sich der Bezirk Eimsbüttel wohl nicht verweigern. Denkste.

SPD und GAL beschlossen im Planungsausschuss gegen CDU und Schill-Partei, lediglich die Ansiedlung von Gewerbe, also von Handwerkern, Dienstleistern und produzierenden Betrieben, zuzulassen. „Die Fläche ist von Lage und Anbindung ein hochwertiger Standort für eine Gewerbenutzung“, erklärte die GAL. Wie Helma Krstanoski von der Baubehörde bestätigte, sehen das deren Fachleute genauso. Die für die Vergabe von Grundstücken zuständige Senatskommission sei mit dem Fall allerdings noch nicht befasst gewesen.

Max Bahr hat 100.000 Euro für ein Gutachten ausgegeben, das zu einem ganz anderen Urteil kommt. Fünf von sechs Planvarianten enthalten einen Baumarkt. Nicht zuletzt der Kaufpreis für das Gelände legte den Gutachtern den Schluss nahe, mit proftitträchtigem Einzelhandel könne das Gelände am ehesten sinnvoll verwertet werden. Das ärgert Horst Becker von der Eimsbütteler GAL-Fraktion: Max Bahr habe „eine Fläche, die nicht für Einzelhandel ausgewiesen ist, zum Preis einer Einzelhandelsfläche gekauft“, sagt Becker. „Das nenne ich Grundstücksspekulation!“ Damit konterkariere Möhrle die Flächenplanung des Bezirks.

GAL und SPD versuchten, mit einer restriktiven Ausweisung von Gewerbegebieten den Einzelhandel in den benachbarten Stadtteilzentren Eidelstedt und Eimsbüttel-Nord zu schützen. Beckers Horrorszenario: Bahr vertreibt die benachbarten fünf Baumärkte an der Kieler Straße. Auf den frei werdenden Flächen siedeln sich Geschäfte an, die wiederum den Läden in den Zentren den Garaus machten. „Wir haben schon viel zuviel Wildwuchs“, findet der Bezirksabgeordnete.

Möhrle dagegen argumentiert, die Bezirksversammlung hätte sich das Gutachten sparen sollen, wenn der politische Wille klar gewesen sei, keinen Baumarkt an dieser Stelle zuzulassen: „Dann hätte man doch gar nicht dieses Spiel mit uns treiben dürfen.“ Der Geschäftsführer argumentiert mit der Investition von 20 Millionen Euro und 100 bis 200 Arbeitsplätzen, die ein Baumarkt von nicht gekannten Dimensionen schaffen werde. Das Sortiment soll eine Baumschule und Fertighäuser einschließen. Nur mit einem solchen Maxi-Markt von 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche könne man der stärker werdenden Konkurrenz Paroli bieten. „Wir haben die Möglichkeit, uns zerschlagen zu lassen oder zu kämpfen“, sagt Möhrle.

Den Vorwurf, er setze den Bezirk durch den Kauf einer Fläche ohne Einzelhandelsausweisung unter Druck, weist Möhrle von sich. „Wir haben als Baumarkt grundsätzlich die Aufgabe, Baurecht für Baumärkte herzustellen“, sagt er. „Ohne Risiko können wir nicht arbeiten.“

Wenn der Bezirk bei seinem Beschluss gegen den Grundstückseigentümer bleibe, dann profitiere eben das Umland von Max Bahrs Millionen. Da gebe es auch schöne Flächen. Und das Grundstück in Stellingen, prophezeit Möhrle, „wird dann eine Brache bleiben.“

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