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Wegen des Aussehens unter Verdacht

Studie untersuchte Lage der ausländischen Studierenden nach dem 11. September: Zwei Drittel der HamburgerInnen haben danach ein „positives Verhältnis“ zu arabischen Studierenden. Deren Isolation wächst trotzdem

Wie ergeht es den arabischen Studierenden in Hamburg nach der Enttarnung der mutmaßlichen Attentäter vom 11. September an Hamburger Hochschulen? Wird ihnen pauschal mit „Angst und Ablehnung“ begegnet? Eine von der Körber-Stiftung kurz nach dem Attentat in Auftrag gegebene Emnid-Umfrage unter 1018 HamburgerInnen widerlegt diese Sorge. Darin gaben zwei Drittel der Befragten an, ein „positives Verhältnis“ zu arabischen StudentInnen zu haben. Lediglich 10 Prozent bekannten sich zu einer negativen Einstellung.

Die Mehrheit der HamburgerInnen gab sich zudem hilfsbereit. So waren 70 Prozent bereit, die StudentInnen bei Sprachproblemen und Behördengängen zu unterstützen, 29 Prozent würden eine Patenschaft übernehmen.

Doch die Körber-Stiftung ließ im Zusammenhang mit dieser Umfrage die Soziologin Gabriele Klein eine „qualitative Studie“ erstellen, die ein anderes Bild ergab. Klein wollte wissen, wie sich die Anschläge auf die Integration ausländischer Studierender auswirke und interviewte dafür Hochschulpräsidenten, Asten, Akademische Auslandsämter und einer Gruppe arabischer Studierender. Ihr Fazit: Während sich an der Internationalisierungspolitik der Hochschulen im Prinzip nichts änderte, haben die Anschläge für die arabischen Studierenden eine „gravierende Veränderung“ mit sich gebracht: Die Gefahr, dass die Studierenden isoliert werden, sei dadurch noch einmal gewachsen.

Allen voran beeinträchtige der „öffentliche Sicherheitsdiskurs“ das Lebensgefühl dieser Gruppe. Denn die Bezeichnung des Attentats als „Glaubenskrieg“ und „Krieg der Kulturen“ werde als „kollektive Schuldzuweisung“ empfunden. Die arabischen Studierenden, so die Studie, fühlten sich ständig aufgefordert, diesen Schuldzuschreibungen zu begegnen. Die in den Medien immer wieder kehrenden Bilder der arabischen Terroristen, die sich ganz unauffällig verhielten, verstärkten zudem die Angst, allein aufgrund des Aussehens als verdächtig zu gelten. Arabische Studierende, so heißt es weiter, „sehen sich im Alltag permanent aufgefordert, mit den Unsicherheiten anderer Personen umzugehen“. Wenn beispielsweise in der U-Bahn der Platz neben ihnen frei bleibt.

Die Soziologin nennt eine Reihe von Bemühungen der Hochschulen, den Ängsten entgegenzuwirken. So boten die Akademischen Auslandsämter individuelle Gespräche an. Doch diesem „institutionalisierten Angebot“ begegneten insbesondere Menschen aus dem arabischen Kulturkreis mit Misstrauen, empfänden sie als „formal und kalt“ und hätten, mehr noch als inländische Studierende, das Gefühl, zur Last zu fallen. „Man kann den Hochschulen absolut nicht den Vorwurf machen, sie hätten keine Initiativen zur Integration ergriffen“, sagt Gabriele Klein heute. Es sei aber „typisch westlich“, diese Angebote ganz unverbindlich zu halten. Die Betroffenen empfänden dies als Zeichen von „Desinteresse“. Hinzu kommt, dass sich deutsche Studierende selten an interkulturellen Begegnungen beteiligen und deren Kontaktinteresse „oberflächlich und singulär“ sei. Den ausländischen Studierenden, so die Studie, fehle Freundlichkeit und Aufmerksamkeit in „allen inner- universitären Aktionsgefügen“. Die Tatsache, dass sie überwiegend in Wohnheimen leben, befördere zudem die Bildung ethnischer Gemeinschaften, was wiederum die Sprachaufbesserung erschwere.

Klein fordert eine stärkere Vernetzung der Hilfen und eine bessere Beratung an den Fachbereichen vor Ort. Auch müsste der sehr geringe Anteil ausländischer HochschullehrerInnen erhöht werden. Um die Isolation aufzubrechen, empfielt sie zudem die breit angelegte Vermittlung von Patenschaften mit Hamburger BürgerInnen. Eine entsprechende Initiative, die die Körber-Stiftung erwogen hatte, stieß an den Hochschulen bisher auf keine Resonanz. KAIJA KUTTER

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