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Die Freiheit, nur Mutter zu sein

Die CDU/AOL/CSU-Kandidatin Katherina Reiche erläutert in Altona, warum Familiengeld das einzig Fortschrittliche ist und wettert gegen das „Ideal“ der Berufstätigkeit

Am 22. September kann man sein Kreuzchen auch bei der Firma AOL machen. Die ist offenbar eine Koalition eingegangen mit den Christdemokraten. Am Sonnabend begab sich die CDU/AOL/CSU im Einkaufszentrum Mercado in Altona auf Wählerfang. Unklar ist, wer wen zur gemeinsamen Werbung eingeladen hatte, die CDU AOL oder AOL die CDU. Jedenfalls äußerte man sich gemeinsam zur Familienpolitik. Zentrale These von Katherina Reiche, im Schattenkabinett (“Kompetenzteam“) von Edmund Stoiber (CSU) vorgesehen als Ministerin für Kinder und Familie: Sollte die CDU/CSU bei der Bundestagswahl an die Regierung kommen, wird die Medienkompetenz von Eltern gestärkt. AOL zeigt dann, wie.

Der Auftrittsort ist perfekt gewählt. Zwischen einem Technikkaufhaus und der Kinderabteilung einer Modekette, vor Computern einerseits und lautstarkem Kindergeschrei andererseits. Der richtige Ort für Ausführungen über die Gefahren des Internet und darüber, wie Eltern ihre Kinder davor schützen können. Reiche präsentiert vor rund 30 ZuschauerInnen ihre Pläne: Einführung von „Familiengeld“ und „Erziehungspartnerschaften“ zwischen Eltern, Jugendämtern und Medienunternehmen zum Beispiel. Mit auf dem Podium: ein Techniker von AOL und Markus Weinberg, der CDU-Direktkandidat aus Altona.

Reiches Nominierung hatte dadurch Aufsehen erregt, dass sie nicht verheiratet ist und trotzdem zwei Kinder hat. Damit wollte die CDU/CSU zeigen, wie fortschrittlich sie ist. Zwar hat Reiche inzwischen angekündigt, ihren Partner sehr wohl zu ehelichen. Dennoch betont sie am Sonnabend, dass die „CDU/CSU niemandem vorschreiben will, wie er oder sie zu leben hat“, anders als die SPD: Die nämlich propagiere das Ideal, dass Frauen zur Hälfte Mütter und zur Hälfte Erwerbstätige sein müssten, „während die CDU/CSU ihnen ermöglicht, sich nur um ihre Kinder zu kümmern“.

Nachdem Reiche sich noch von AOL einen Computer hat erklären lassen, steuert auch Weinberg etwas zum Thema Kinder bei: Dass man auf „Prävention und Repression“ setzt und deshalb in Hamburg geschlossene Heime einführen wird. AOL wird diesen sicher ein paar Computer spendieren. Elke Spanner

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