: Bremsversagen beim Giftzug
Lokführer des entgleisten Gefahrgutzugs beschuldigt Fahrdienstleiterin
BAD MÜNDER dpa ■ Nach der Kollision eines Gefahrgutzugs bei Bad Münder prüft die Staatsanwaltschaft Vorwürfe des Lokführers gegen die Fahrdienstleiterin. Das Ermittlungsverfahren sei auf die am Unglücksabend zuständige Mitarbeiterin ausgedehnt worden, sagte eine Behördensprecherin in Hannover.
Der Zug mit giftigem Epichlorhydrin in einem Kesselwagen war in Bad Münder nach einem Bremsversagen mit einem Güterzug kollidiert. Der Lokführer hatte der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung gesagt, er habe bereits vor dem Zusammenstoß Bremsprobleme an die Fahrdienstleiterin gemeldet, von ihr aber die Anweisung zur Weiterfahrt erhalten. Zuvor sei er nahe Empelde beinahe mit einem Personenzug kollidiert. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft erklärte, dazu würden nun die Aufzeichnungen des Funkverkehrs ausgewertet.
Unterdessen gab das Landesgesundheitsamt bekannt, dass jeder Zehnte der untersuchten Anwohner der Unfallstelle erhöhte Leberwerte hat. Das Amt will die Krebsrisiken, die bei dem Unglück für Helfer und Anwohner möglicherweise entstanden sind, durch „ein Bioeffekt-Monitoring“ untersuchen. Allen, die sich nach dem Unfall behandeln ließen, werde eine zweite Blutuntersuchung angeboten, sagte Sprecher Roland Suchenwirth. Epichlorhydrin habe sich im Tierversuch als zweifelsfrei Krebs erregend erwiesen. Die Ergebnisse seien auf den Menschen übertragbar. Bei einmaligem Kontakt mit Epichlorhydrin sei „das zusätzliche Krebsrisiko für die gesamte Lebenszeit nicht besonders groß“. Ergebnisse der Blutuntersuchungen auf Langzeitfolgen könnten erst in Wochen oder Monate vorliegen.
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