: Über Bord geworfen
Schlepper haben vor Italiens Küste Flüchtlinge ins Wasser geworfen. Mindestens 14 Nordafrikaner sind ertrunken
RAGUSA dpa/epd ■ Mindestens 14 Nordafrikaner sind am Wochenende vor der sizilianischen Küste ertrunken: Schlepper eines Flüchtlingsschiffes hatten sie gezwungen, über Bord zu springen und an Land zu schwimmen. „Sie haben die Menschen wie Müll ins Meer geworfen“, berichtete ein Augenzeuge. „Die Menschen schrien und ruderten mit den Armen in den Wellen.“ Rund 20 Stunden nach dem Verbrechen fürchteten die italienischen Behörden gestern, dass noch mehr Flüchtlinge ums Leben gekommen sind. Auf dem Boot seien etwa 60 Menschen gewesen, bis gestern wurden aber lediglich 13 Überlebende entdeckt. Innenminister Giuseppe Pisanu rief die anderen europäischen Länder auf, Italien im Kampf gegen Menschenhändler und Schlepperbanden zu helfen. „Italien tut alles, was es kann, um die illegale Einwanderung zu bekämpfen. Aber unsere Mittel reichen nicht aus. Es handelt sich um ein europäisches Problem, alle Europäer müssen sich beteiligen.“
Seit Jahresbeginn registrierten die italienischen Behörden fast 15.000 illegale Einwanderer, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Vor einer Woche waren an der sizilianischen Südküste 37 Westafrikaner ertrunken, nachdem ihr Flüchtlingsschiff auf Klippen gelaufen und gesunken war.
Das grausame Verhalten der Schlepper vor der Küste ist kein Einzelfall: In den vergangenen Wochen wurden vor den spanischen Küsten offenbar mehrere Flüchtlinge von Schiffsbesatzungen ins offene Meer geworfen worden. Ein Fischkutter und ein Handelsfrachter hatten vor Gran Canaria und in der Meerenge von Gibraltar insgesamt fünf Menschen gerettet. Zwei davon sagten aus, dass sie als blinde Passagiere in Marokko an Bord eines Frachters gegangen waren und die Besatzung sie mit zwei Schwimmwesten in der Meerenge von Gibraltar über Bord geworfen habe. Dem Kapitän des Frachters droht eine Anklage wegen versuchten Mordes, wenn er ermittelt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen