piwik no script img

Schleier für die Welt

Bei Catch-I-Label geht man die Verhüllungspraktiken mal ganz wissenschaftlich an

Schleier-Tagung am Sonntag von 16 bis 21 Uhr im Catch-I-Showroom, Spandauer Straße 2, Mitte

Das war einmal, dass man sich alle Kleider vom Leibe riss und sich damit schon im Reich der Freiheit wähnte. Gilt doch: Wenn man’s nett machen möchte, wird es verpackt. Geschenke funktionieren erst, wenn man sich durch die Hüllen und Schlaufen zum Kern vorarbeiten kann. Verpackungsmüll? Pah, Verschleierung rules! Wobei das spezielle Kleidungsstück durchaus für ein Mehr an Sozialverträglichkeit von Nutzen wäre. Wenn man nur mal an die Pubertät denkt und einem gerade wieder so ein drittes eitriges Auge auf der Stirn wächst. Ein Schleier schützt vor aller Häme gefeit. Man hat halt immer was zu verhüllen. Auch als Ersatz für die Hasskappe verspricht ein Schleier flotte Eleganz. De entsprechenden Modelle lassen sich beim neuen Modelabel Catch-I, freundschaftlich unterstützt von der NGBK, begutachten, und am Sonntag wird die Aktion Schleier für die Welt auch wissenschaftlich mit einer Tagung in den Geschäftsräumen unterfüttert: „Schleier – ein Medium“. Thomas Macho (HU Berlin) spricht über „Medium Schleier – Medium Gesicht“, Uwe Steiner (Uni Mannheim) deckt die „Enthüllung zur Unzeit. Die Gegenwart des Schleiers und die verschleierte Gegenwart bei Botho Strauß“ auf, Stefanie Wenner (FU Berlin) nähert sich der Schleierfrage bei René Magrittes „L’invention de la vie“, und Christina von Braun (HU Berlin) hat „Medien als Schleier – Technische Dissimulationskünste“ zum Thema.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen