Frauen sind oft unsichtbar

Unternehmerinnen haben es schwerer als männliche Kollegen, wenn sie Kredite wollen: 85 Prozent aller Antragstellerinen verweigern die Banken gewünschte Darlehen

HAMBURG taz ■ Wenn Menschen arm sind, sind Frauen ärmer. Da das bekannt und ein Ärgernis ist, und da die Konjunktur am Boden liegt und dementsprechende Projekte seitens Regierungen und EU eher gekürzt als erweitert werden, ist es mal wieder Zeit für eine Bestandsaufnahme. Die Hamburger Unternehmerinnenmesse „herbizz“ hat am Wochenende zum zweiten Mal Unternehmerinnen und Frauenprojekte aus aller Welt in die Hamburger Handelskammer eingeladen.

Natürlich macht sich die schwierige Unternehmenssituation auch bei weiblich geführten Betrieben bemerkbar: Anders als vor zwei Jahren ist nur noch eine der 68 Ausstellerinnenaus dem IT-Bereich, den Rest bietet eine wilde Mixtur aus Heilpraktikerinnen, Unternehmensberatung und Frauenhotel. Was einerseits auf den spektakulären Niedergang der Computerbranche, andererseits aber wohl aber auch darauf zurückzuführen ist, dass Frauen vorsichtiger sind und nicht sofort 15 Leute einstellen und zwei Büroetagen leasen, wenn der erste Kunde an die Tür klopft.

Und noch immer erklingt überall das alte und wichtige Lied: „Wir müssen Unternehmerinnen sichtbar machen“, erklärt Karin Schlüter, eine der drei Initiatorinnen der Messe und selbst Unternehmerin. Es gibt sie, aber sie stellen sich anders und seltener dar als männliche Kollegen, glaubt Schlüter und verweist auf den „großen Knackpunkt Geld“. Frauen könnten mit den effektivsten, ausgeklügeltsten und sinnigsten Konzepten an ihre Banken herantreten, einen Kredit für eine Neugründung gäbe es noch lange nicht.

„Nach einer EU-Umfrage gingen in 2001 rund 85 Prozent der Frauen, die ein Bankdarlehen beantragt haben, ohne das Geld wieder raus“, bestätigt auf einer der Podiumsdiskussionen die in Madrid lebende Ökonomin Inger Berggren. Die gebürtige Schwedin entwickelt darum für das internationale Bankenprojekt WWB (Women’s World Banking) Programme, die Frauen den Weg zum Moos für einen Unternehmensstart ebnen sollen.

Warum unter den fast 2.000 BesucherInnen so gut wie keine Männer zu finden sind, ist ein weiteres Mysterium, das das Missverhältnis dokumentiert. Schließlich wurden nur die Ausstellerinnen qua Geschlecht eingeladen, es spräche für jeden interessierten Unternehmer nichts dagegen, sich mit seinen weiblichen Kollegen auszutauschen oder Ideen für die Zusammenarbeit zu entwickeln. Oder zu versuchen, sich am eigenen Zopf aus der Misere zu ziehen, wie es eine arbeitslose Ökonomin tut, die am Samstag über die Messe schlendert.

Eine andere Besucherin arbeitet seit einem halben Jahr selbstständig als Personal Couch und wollte nur „mal wissen, was Frauen so auf die Beine stellen, unternehmenstechnisch“. Eine Menge. Und wer das als Politiker oder EU-Beauftragter nicht beachtet und in seinen Wirtschaftskonzepten nicht mit den cleveren Damen rechnet, der ist selber schuld. JENNI ZYLKA

www.herbizz.de, www.servicom.es/WWB, www.frauenfinanzen.de, www.weiberwirtschaft.de