kulturpolitik: Wo ist eigentlich Thomas Flierl?
Leicht hatte es Thomas Flierl nie. Erst war er zweite Wahl. Kaum im Amt des Kultursenators, zerrissen ihn die Medien, und die Haushälter nahmen auch ihn aufs Korn. Als „kopflos“ musste sich der Ost-Intellektuelle nach dem Auf und Ab bei den Streichungen für die städtische Kunst- und Kulturszene bezeichnen lassen. Und seit die FAZ nur noch vom kulturpolitischen Chaos in der Hauptstadt spricht, kommt Flierl nicht mehr aus der Deckung.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Wenn nach nur einer Spielzeit der Intendant der Deutschen Oper zudem noch Sparzwängen geopfert wird, ist das ein Indiz mehr, dass Kulturpolitik in Berlin nicht mehr stattfindet – oder nicht stattfinden darf. Es ist kein Geheimnis, dass Flierl längst seine Richtlinienkompetenzen im Senat abgeben musste. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass der Regierende sein Steckenpferd Kultur pflegt – und etwa die Berliner Anteile für die Preußenstiftung gegen null fahren, die Staatsoper an den Bund verhökern oder das musikalisch-innovative Repertoire der Deutschen Oper nicht hören will. Kulturelle Deregulierung heißt Wowereits Ziel. Wozu also brauchen wir noch einen Kultursenator?
Wenn Thomas Flierl weiter so ohne Fortune agiert, muss man ihm Glück wünschen. Wenn er hingegen weiter so zahnlos, farblos, konzeptionslos bleibt und jedes Feld räumt, haben er und die Kulturpolitik der Stadt verloren. Adrienne Goehler hat vorgemacht, dass Kulturpolitik einen Stellenwert erhalten kann. Sie hat gezickt, und Wowereit hat gekuscht – nicht umgekehrt. Flierl ist diesen Beweis bisher schuldig geblieben – oder kann er es am Ende doch nicht?
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