: Operntrio unter einem Dach
Konzepte für die Zukunft der drei maroden Berliner Opernhäuser vorgelegt: Stiftungsverbund oder ein „Kulturforum Mitte“ sollen Rettung und Erhalt aller Opern bringen. Flierl will noch nachdenken
von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Die derzeitige Misere an den drei Berliner Opernhäusern – ihre finanziellen Defizite, baulichen Mängel und personellen Querelen – ist gestern von einem Silberstreifen am Horizont ein wenig aufgehellt worden. Auf Einladung von Kultursenator Thomas Flierl haben Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) und der ehemalige Intendant der Berliner Festspiele, Ulrich Eckhardt, sowie Altbundespräsident Richard von Weizsäcker Konzepte für eine Berliner Opernstrukturreform vorgelegt. Die drei Opernhäuser – die Staatsoper, die Komische Oper und die Deutsche Oper an der Bismarckstraße – sollten nach Ansicht von Vollmer und Eckhardt „unter ein gemeinsames Dach oder eine autonome Trägerschaft“ überführt werden. Als Träger sollte insbesondere der Bund für die finanzielle Sicherung sorgen. Ziel des Konzepts ist es zudem, die Bühnen zu erhalten, eine Fusion zu vermeiden und der möglichen Zerschlagung der Häuser Einhalt zu gebieten. Flierl machte am Donnerstag in der Akademie der Künste deutlich, dass er die Vorschläge für das Ende des Jahres vorgesehene Strukturkonzept berücksichtigen werde.
Kern des Eckhardt-Vollmer-Papier ist es, den „Erhalt der Berliner Opernlandschaft zu ermöglichen sowie deren künsterlisches und finanzielles Überleben zu sichern“, sagte Eckhardt. Weil der Bund ein Opernhaus in eigener Regie nicht übernehmen werde und zugleich die Berliner Sparpolitik die drei Häuser „ins Mittelmaß“ treiben könnte, müsse nach Alternativen „zur Rettung und Optimierung des Ganzen“ gesucht werden.
Danach sollten die Bühnen „bevorzugt in einen Stiftungsverband“ (oder eine GmbH) überführt werden, die vom Bund und dem Land getragen werde, so Eckhardt. Nur so seien der gleichrangige Erhalt der Häuser und deren Autonomie sowie Planungssicherheit garantiert – was bei einer Fusion nicht möglich wäre. Nach Ansicht von Eckhardt und Vollmer sollten die Opernbühnen weiter von einem künstlerischen Leiter geführt und mit eigenen Ensembles, Orchestern und Chören ausgestattet bleiben und ihre „Unterscheidbarkeit“ behalten.
Anstelle der jeweiligen Intendanten „rückt aber eine gemeinsame Generalintendanz“ – ein Generalmanager – dem eine entscheidende Aufgabe zukommt: nämlich die Koordination der Programme und des Personals, deren Austausch und Kooperation, „was zu wirklichen Einsparungen führt“, so Vollmer. Laut Vollmer könnten etwa Wagner-Inszenierungen der Staastoper dann ins größere Haus an der Bismarckstraße umziehen – und so mehr Publikum und Einkünfte bringen.
Auch von Weizsäcker sprach sich bei einer Strukturreform gegen Fusionen oder Schließungen aus – die seit dem Rücktritt von Deutsche-Oper-Chef Udo Zimmermann in der vergangenen Woche wieder im Gespräch sind. Der Altbundespräsident jedoch plädiert für ein „Kulturforum Mitte“, das die Staatsoper Unter den Linden, die Komische Oper, das Konzerthaus am Gendarmenmarkt und die Musikhochschule „Hanns Eisler“ zusammenführt und auf künstlerische, personelle und technische Synergien zwischen den Häusern setzt.
Flierl ließ in einer ersten Bewertung durchblicken, dass er das Eckhardt-Vollmer-Modell präferiert. Es sei „sinnvoll“ wie bei den Philharmonikern, eine Stiftung zu gründen und die Opernlandschaft nicht zu zertrümmern. Voraussetzung sei „aber das Bekenntnis des Bundes“, sich darauf einzulassen. Maßstab der Berliner Kulturpolitik bleibe, an den Bühnen, aber auch der Reform festzuhalten.
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