: prognosen und realität
Konjunktur in Kriegszeiten
Prognosen sind ein Risiko. Konjunkturforscher definieren deshalb auch immer die Risiken. Wie schwierig es vor allem im Krisenfall ist, wenn die normalen Indikatoren schwanken, zeigen die unterschiedlichen wirtschaftlichen Folgen des Korea- und des letzten Golfkriegs. Beim Koreakrieg, der 1950 begann, ging alles davon aus, dass die Konjunktur zumindest einen Dämpfer bekäme. Denn die USA erhöhten nicht nur ihren Rüstungsetat, sondern finanzierten das auch noch über höhere Steuern. Trotzdem kauften die Verbraucher mehr denn je, obwohl sie weniger in der Tasche hatten. Die Unternehmen investierten. Die Wirtschaft in den USA prosperierte. Weil Produktionspotenzial von US-Unternehmen in der Rüstung gebunden wurde, eröffneten sich zugleich Absatzmärkte für europäische Unternehmen. All das zog die Weltwirtschaft mit. Vom Nachfrageschub profitierte auch die deutsche Wirtschaft, die ihre Exporte zwischen 1950 und 1955 in einigen Branchen verdreifachte. Kurz bevor der Golfkrieg 1990/91 ausbrach, prognostizierte der Sachverständigenrat zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland dagegen noch, die „Befürchtungen über eine nachhaltige Beeinträchtigung der Entwicklung durch die Ölpreise“ seien „nicht gerechtfertigt“. Wenig später stieg der Ölpreis auf über 40 US-Dollar. Hohe Zinsen und sinkendes Verbrauchervertrauen verstärkten die sich anbahnende Rezession in den USA. Dass sich diese nicht auch massiv in der deutschen Wirtschaft niederschlug, war lediglich dem vereinigungsbedingten Boom zu verdanken.
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