: Bankenverband: Ball flach halten
Trotz ständiger Horrormeldungen verdient die Fußball-Bundesliga besser als andere Ligen Europas
HAMBURG taz ■ Der 1. FC Kaiserslautern steht vor der Zahlungsunfähigkeit. Nach der Kirch-Pleite könnten solche Nachrichten aus der Bundesliga bald alltäglich sein. Entwarnung kommt jedoch von überraschender Seite: den Banken.
Von dem Platzen einer Spekulationsblase wie am Neuen Markt wollen die Kreditgeber der Liga nichts wissen, ohne die kaum ein Bundesligist überleben könnte. 14 der 18 Klubs hätten vor der Kirch-Krise „ein positives operatives Ergebnis“ verzeichnet, machen also im Kerngeschäft „Fußball“ Gewinn, analysiert der Bankenverband. Im internationalen Vergleich steht die Bundesliga damit prachtvoll dar. Während hierzulande seit 1995/96 schwarze Zahlen geschrieben werden, häufen die Fußballunternehmen in Spanien, Italien und Frankreich beträchtliche Verluste an. Selbst vorm großen Vorbild, der aus Kapitalgesellschaften bestehenden englischen Premier League, muss sich die Bundesliga nicht verstecken: „Trotz der geringeren Umsätze kann sie höhere Rentabilität aufweisen“, analysiert der Bundesverband deutscher Banken. Und die Kreditwirtschaft ist optimistisch. WGZ-Bank, Hypo-Vereinsbank, Bankenverband: Alle sehen weiteres Wachstumspotenzial. In der Tat waren die 95 Millionen Euro für Trikotsponsoring in dieser Saison ein neuer Rekord.
Die ballorientierten Banker sahen jedoch auch Schwachstellen. So verdanken die hiesigen Vereine den Umsatzboom seit Mitte der 90er-Jahre von 421 auf 874 Millionen Euro vor allem dem TV, das mittlerweile fast die Hälfte des Geschäfts ausmacht. Rasante Steigerungsraten bei den Fernsehgeldern dürften der Vergangenheit angehören. In den Jahren 2002 bis 2004 wird ein Fünftel weniger kassiert. Dieses Minus „scheint auszureichen, um einige Bundesligisten in arge Nöte zu bringen“, befürchtet der Bankenverband.
Schuld sei die geringe Eigenkapitalausstattung. Daher sollten sich die zehn Bundesligisten, die noch ganz klassisch als „eingetragener Verein“ (e.V.) geführt werden, nach Bankenrat schnellstens in moderne Kapitalgesellschaften verwandeln.
HERMANNUS PFEIFFER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen