piwik no script img

Krieg hilft Wirtschaft

Die Deutsche Bank rechnet damit, dass ein Militärschlag gegen den Irak die Konjunktur ankurbeln könnte

HAMBURG taz ■ Der Krieg gegen den Irak beginnt möglicherweise schon im November. Mit diesem Schreckensszenario spielt jedenfalls die Deutsche Bank in ihren „Globalen Trends bis zum Jahresende“. Darin heißt es: „Wir rechnen damit, dass es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Irak kommen wird. Sie dürfte höchstwahrscheinlich zwischen Mitte November und Februar stattfinden.“ Anders als die meisten Wirschaftsexperten rechnet die Bank jedoch mit positiven Kriegsfolgen: Wirtschaftliche Konjunktur und Ölpreis können vom Krieg sogar profitieren.

Der Grund: „Ein Krieg ist an den Ölmärkten bereits weitgehend eingespeist.“ Saudi-Arabien und andere Länder hätten zudem ihre Bereitschaft erklärt, „Produktionsausfälle aus dem Irak zu kompensieren“. Wie 1990–1991 dürften bei einem näher rückenden Krieg die Ölpreise zwar in die Höhe schnellen, aber nur kurzfristig. „Wir rechnen mit einem raschen Sieg der USA“, schreibt die Deutsche Bank, „und infolge dessen mit einer kräftigen Zulage bei den US-Investitionen bereits Anfang nächsten Jahres.“

Die wirtschaftliche Weltlage sollte sich dann schon zur Jahresmitte bessern, da bei einem Regimewechsel im Irak mehr Öl an die Märkte gelangt und das Vertrauen der Investoren angeblich zurückkehren wird. Da auch die Nicht-Opec-Staaten bei einem Krieg ihre Fördermengen erhöhen würden, wird das ohnehin angeschlagene Preiskartell der Opec zerlegt, der Ölpreis von jetzt über 25 auf 15 Dollar sinken und die Nachfrage langfristig angeheizt – bis zum nächsten Boom.

Dafür, dass es zu einer Invasion kommt, sprechen laut Deutscher Bank eine Reihe von konkreten Vorbereitungen: verstärkte amerikanische Bombenangriffe auf Flugabwehreinrichtungen des Irak, die Verlegung schweren US-Materials und der Stationierung der militärischen Kommandoeinheiten im November in Katar.

Hinzu komme die dreifache „Schlüsselrolle des Iraks“ aus Sicht der USA: Die US-Militärstrategie setzt auf die präventive Beseitigung von „Gefahrenquellen“, die Massenvernichtungswaffen einsetzen könnten. Eine Präsenz der US-Streitkräfte zwischen dem Iran und Syrien hätte einen „mäßigenden Einfluss auf militante Kräfte in der Region“. Und drittens: die Ölquellen des Iraks. Das Land verfügt über ein Zehntel der bekannten Weltvorräte. Tatsächlich sind die Reserven in Saudi-Arabien (262 Milliarden Barrel) und im Kaspischen Meer sowie im benachbarten Ferganabecken (372 Mrd.) wesentlich gewichtiger.

HERMANNUS PFEIFFER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen