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Bauer macht Heu

Im dritten Anlauf fährt der Heinrich Bauer Verlag reiche Fernseh-Ernte ein. Die Kirch-Sender stehen vor goldenen Zeiten – solange sie Geld verdienen

von STEFFEN GRIMBERG

Noch kennt kaum einer den neuen Herrn im Hause persönlich, doch alle finden ihn nett – ein hübscher Zug, und derzeit wohl nicht nur bei Sat.1 zu beobachten. „Das ist doch das Beste, was uns passieren konnte“, sagt ein Mitarbeiter. Und Harald Schmidt stimmte einen Shanty an. Denn mit dem Hamburger Heinrich Bauer Verlag als neuem Hauptgesellschafter bleibt die Kirch-Senderfamilie selbstständig erhalten – und in deutscher Hand.

Hätten sich die Bietergemeinschaften um den französischen TV-Konzern TF-1 oder Silvio Berlusconis Mediaset durchgesetzt, müssten sich die Sender bald der Konzernstrategie unterordnen. Und was dabei herauskommt, sagt Richard Mahkorn, habe ja vor allem Sat.1 unter Kirch zur Genüge erlebt.

Richard Mahkorn kennt das Fernsehgeschäft. Der Medienmanager war lange Jahre Kommunikationschef beim Marktführer und ewigen Sat.1-Konkurrenten RTL. Und Mahkorn kennt Heinz Bauer. Er diente als Reporter, später dann sogar als Chefredakteur der „Mutter aller Illustrierten“ – dem 1992 eingestellten Bauer-Flaggschiff Quick.

„Heinz Bauer hat genug Erfahrung im TV-Markt“, weist Mahkorn Zweifel an der „Fernsehkompetenz“ des Verlegers zurück, schließlich sei der lange genug an RTL 2 beteiligt. Und seine Strategie ohnehin ganz einfach: „Bauer möchte Geld verdienen“, sagt Mahkorn, und das „ist doch eine „ganz gute Ausgangsbasis“. Den Kaufpreis von rund 1,8 Milliarden Euro – immerhin ein runder Jahresumsatz des Verlages – hält er „durchaus im Rahmen für einen hanseatischen Kaufmann“. Solange die Kasse stimmt, so Mahkorns Erfahrung, mische sich der Konzernchef nirgendwo ein. „Es gibt wenig Verlage, wo Chefredaktionen so große Freiheiten haben.“

Und wo so konsequent gehandelt wird, wenn die Rendite in die Knie geht. Als Heinz Bauer am 26. August 1992 der Redaktionskonferenz die Einstellung der Quick verkündet, ist es ein plötzlicher Tod. Trotz stabilisierter Auflage war damals das Anzeigengeschäft um die Hälfte eingebrochen – ein aktuell nicht ganz unbekanntes Phänomen.

Auch wenn sich der Freiraum für einen nach wie vor nicht sonderlich profitablen Sender wie Sat.1 erst noch zeigen muss: Konzerninterne Rücksichtnahme wie 2001, als Sat.1 „ran“ zugunsten von Kirchs Pay-TV-Abenteuer Premiere auf einen ungünstigen Sendeplatz verbannen musste, sind wohl tatsächlich passé. Ebenso die bei Kirch so beliebten In-sich-Geschäfte, bei denen der Programmhändler Kirch der ProSiebenSat.1 AG seine Filmpakete mit einem hübschen Gewinnaufschlag weiterverkaufte. – Schließlich bezahlten da noch andere Anteilseigner mit.

Eine ähnliche Erfahrung hat übrigens auch Heinz Bauer gemacht. Er gehörte zu jenem großen Verlegerhaufen, der ganz am Anfang gemeinsam mit Kirch Sat.1 betrieb. Der Verleger, erinnert sich ein Branchenkenner, „merkte schnell, dass er da ausgezogen wurde“ – und stieg aus.

Der Konsortial-Deal mit der HypoVereinsbank ist für Bauer der dritte Anlauf ins TV-Geschäft. Nach dem kurzlebigen Sat.1-Engagement beteiligte sich der Verlag an RTL 2 und dem neuen „Fernsehen für Frauen“ tm 3 – als „verlängerte Werkbank“ für die Zeitschriften des Hauses. Bei der „Vorher-Nachher-Show“ gings um Schminktipps, das Erotiksegment hieß zwar nicht „Praline-TV“, sondern „Peep“. Doch „den ganz großen Mut“ habe Bauer im TV-Geschäft damals nicht gehabt. Tm 3, das nach Bauer-Planungen mal zum Bravo-Kanal werden sollte, ist bereits wieder Fernsehgeschichte. Auch von RTL 2 wird sich Bauer wohl verabschieden müssen – man ist jetzt ja Konkurrenz. Und auch die Medienwächter wollen den Deal genau prüfen. Denn die Ex-Kirch-Sender (Sat.1, Pro 7, Kabel 1, N 24) plus RTL 2 überschreiten den von der Konzentrationskontrolle vorgegebenen Maximalwert von 25 Prozent des Zuschauermarktanteils.

Ob für die RTL-Familie wirklich härtere und für die Zuschauer spannendere Zeiten anbrechen, muss sich zeigen. Noch wird schließlich um die genauen Details verhandelt, bis Mitte Dezember will man sich einig werden. „Ich kann’s gar nicht glauben“, kommentiert ein mit Bauer vertrauter Insider das Geschäft. Denn Heinz Bauer habe schon oft gezögert – manchmal auch eben erst auf der Ziellinie.

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